Onlinekurs
Überblick zu den verschiedenen Tragemöglichkeiten (TB Edition)
In diesem Onlinekurs für Trageberater:innen stelle ich dir die verschiedenen Tragemöglichkeiten und ihre Relevanz für die Trageberatung vor. Wir schauen uns Schublade für Schublade an und bringen so Licht ins Dunkel des „Trage-Dschungels“:
- Welche Arten von Trageweisen gibt es?
- Was sind Halfbuckle, Fullbuckle, Wrap Conversion, Mei Tai, Podaegi, Onbuhimo und Ringsling?
- Welche Möglichkeiten gibt es, mit dem Tragetuch zu tragen?
- Wo kann man das Kind am eigenen Körper positionieren?
- Gibt es Unterschiede für kleine und große Kinder?
- Wie tragen „die Deutschen“, wie trägt „die Welt“, wie trägt man in den „Sozialen Medien“?
- Und in der exklusiven TB Edition: Was bedeutet das für meine Beratungstätigkeit? Diese besonderen Teile erkennst du am ⭐ im Titel.
Viel Freude!

Kapitel 1: Los geht’s!
Herzlich willkommen! Worum geht es in diesem Kurs und was hast du als Trageberater:in davon?
Kapitel 1: Los geht’s!
Herzlich willkommen!
In diesem Onlinekurs für Trageberater:innen stelle ich dir die verschiedenen Tragemöglichkeiten und ihre Relevanz für die Trageberatung vor. Wir schauen uns Schublade für Schublade an und bringen so Licht ins Dunkel des „Trage-Dschungels“:
- Welche Arten von Trageweisen gibt es?
- Was sind Halfbuckle, Fullbuckle, Wrap Conversion, Mei Tai, Podaegi, Onbuhimo und Ringsling?
- Welche Möglichkeiten gibt es, mit dem Tragetuch zu tragen?
- Wo kann man das Kind am eigenen Körper positionieren?
- Gibt es Unterschiede für kleine und große Kinder?
- Wie tragen „die Deutschen“, wie trägt „die Welt“, wie trägt man in den „Sozialen Medien“?
- Und in dieser exklusiven TB Edition: Was bedeutet das für meine Beratungstätigkeit? Diese besonderen Teile erkennst du am ⭐ im Kapitelnamen.
Dieser Kurs ist 2022 entstanden und richtete sich in seiner ursprünglichen Form an Trageanfänger:

„Das Angebot auf dem Tragemarkt ist insbesondere in Europa unglaublich groß und noch dazu schnelllebig: Viele Hersteller bringen regelmäßig Verbesserungen zu ihren bestehenden Produkten heraus oder aber entwerfen neue Produkte. Für Profis schon nicht leicht, da auf Stand zu bleiben, für Trageanfänger nahezu unmöglich, einen Überblick zu bekommen. Dennoch lassen sich die allermeisten Trageweisen bestimmten Schubladen zuordnen. Und wenn es Besonderheiten gibt, dann passen die auf einen kleinen Post-It Zettel.“
In der vorliegenden Form ist dieser Kurs um viele für die aktive Trageberatung nützliche Informationen ergänzt und dient so als hilfreiches Nachschlagewerk für sowohl „frische“ als auch erfahrenere Beraterinnen. Wenn dir aus deiner Ausbildung manches schon sehr bekannt vorkommt, dann kannst du natürlich an diesen Stellen Gas geben. Ich bin mir sicher, du wirst dafür an anderer Stelle etwas Neues entdecken.
Viel Freude!
Kapitel 2: Unsere „Trage-Kommode
✫ Vom Stoffstück zur Vollschnallentrage
✫ Sicheres und gesundes Tragen ⭐
✫ Video: Überblick zu den Trageweisen
✫ Vorhandenes Material beraten ⭐
Kapitel 2: Unsere „Trage-Kommode“
Vom Stoffstück zur Vollschnallentrage
Wenn wir vom Tragen sprechen, ist üblicherweise immer ein „unterstütztes“ Tragen gemeint. Denn getragen werden alle Babys und Kinder, nur meist hat der Tragende dabei nicht beide Hände frei!
In diesem Kurs widmen wir uns der Frage, womit wir das Tragen unterstützen können. Was also ist eine TrageHILFE?
Im einfachsten Fall nehmen wir uns ein Stoffstück und binden es so um unseren Körper, dass ein Kind sicher darin gehalten wird. Mit einem längeren Tuch können wir mehrlagig binden und das Gewicht dadurch anders verteilen. Und wenn wir vielteilige Schnittmuster verwenden und mehr und mehr Zubehör annähen, kommen wir den „modernen“ Tragehilfen immer näher.
Auf dem Bild haben wir zur Linken solch eine moderne Tragehilfe. Das Baby wird von zwei Lagen Stoff gestützt, die am unteren Ende mit dem Bauchgurt und am oberen Ende mit zwei Trägern verbunden sind. Das gesamte Produkt ist aufwändig verarbeitet und mit Polstern, Gurtband und Schnallen versehen. Rechts auf dem Bild wird das Baby von einem einfachen, rechteckigen Baumwolltuch gehalten. Das Tuch wird auf der Brust oben und unten eingedreht und umgeschlagen.

Achtung: Dein Kind sollte in erster Linie sicher in die Trageweise kommen und auch sicher wieder heraus. Während des Tragens achte bei deinem Kind auf eine ausreichende Stützung und freie Atemwege. Für dich sollte das Tragen schmerzfrei und bequem sein.
Mehr über sicheres, gesundes und bequemes Tragen erfährst du auch in meinem kostenlosen Grundlagenkurs hier auf der Website.
Warum es nicht DIE EINE Trageweise gibt, die universal für jedes Tragepaar empfohlen werden kann, liegt in der Natur des Menschen: Wir haben unterschiedliches Vorwissen, unterschiedliche Vorlieben und unterschiedliche körperliche Voraussetzungen.
Schau dir dazu die folgenden typischen Aussagen an:
„Ich brauche eine schnelle Trageweise. Das Material muss pflegeleicht sein. Und ich will es möglichst lange nutzen können, auch wenn mein Kind größer wird.“
„Bei mir muss es immer optimal sein! Ich habe für jedes Kind eine eigene Tragehilfe, zuhause kuscheln wir uns am liebsten in Tragetücher ein. Und für besondere Anlässe habe ich noch ein, zwei Teile extra.“
„Mein Partner soll die Trageweise auch nutzen können. Hauptsache, es ist uns beiden bequem und passt zu unserem Baby!“
„Ich habe etwas geschenkt bekommen. Ich weiß zwar nicht, wie es funktioniert, möchte es aber unbedingt nutzen und nichts zusätzlich kaufen müssen.“
Ganz pragmatisch und kostensparend ist der Ansatz, mit vorhandenem Material zu beginnen und dann, wenn sich die Möglichkeit bietet, auch andere Trageweisen auszuprobieren!
Aber kommen wir zurück zur Theorie. Gleich kannst du dir ein Video mit einem Überblick ansehen.
Video: Überblick zu den Tragemöglichkeiten
Im Video zeige ich dir die schon angesprochenen Tragemöglichkeiten mit Tragepuppe an meinem Körper.
Sicheres und gesundes Tragen ⭐
Dies ist das erste Sonderkapitel der TB Edition und definitiv auch mit das wichtigste.
Je nachdem, wo du deine Ausbildung absolviert hast, wirst du (leicht) individuelle Schwerpunkte setzen bei der Einschätzung, was für dich sicheres und gesundes Tragen bedeutet. Und du wirst in der Beratung auch mit eigenen Veranschaulichungen dafür arbeiten (gleich mehr dazu).
Wo wir uns wohl einig sind: Keine Beratung sollte mit: „Und jetzt viel Glück!“ an die Kund:innen enden!
Für Trageanfänger habe ich den eben schon erwähnten kostenlosen Onlinekurs über die Grundlagen des sicheren und gesunden Tragens auf meiner Website. Du kannst ihn gerne jetzt oder später anschauen und bei Gefallen auch deinen Kund:innen weiterleiten.
Sicheres und gesundes Tragen in Kürze
Achte insbesondere auf die folgenden Punkte:
- Mein Kind ist in der Trageweise rundum gut gestützt, egal ob es wach ist oder schläft.
- Ich kann mein Kind kontrolliert in die Trageweise bringen.
- Ich kann mein Kind kontrolliert wieder aus der Trageweise holen.
- Der Kopf ist nur soweit gestützt, dass die Nase deutlich an der Luft ist.
- Die Atemwege des Kindes sind frei.
- Mein Kind ist aufrecht in der Trageweise.
- Der Rücken meines Kindes ist gleichmäßig gestützt.
- Das Becken meines Kindes ist Richtung Bauchnabel gekippt.
- Die Trageweise gibt an den Oberschenkeln gleichmäßig Halt.
- Ich bekomme mein Kind problemlos in die Trageweise und auch wieder heraus.
- Ich stehe „im Lot“ und weiche nicht in eine Ausgleichshaltung aus.
- Die Trageweise drückt nirgends unangenehm.
- Ich „mag“ mein Tuch / meine Tragehilfe.
- Ich fühle mich mit meiner Trageweise wohl.
- Ich trage mein Kind so lange wir mögen.
Kurz gefasst: Wir wollen für das Kind ein „sicher rein, sicher drin, sicher raus“ beim Tragen und die Eltern sollen ihre Trageweise „mögen“
Wie setzen wir das in der Beratung um?
Zum einen haben wir die Möglichkeit, die uns wichtigen Punkte direkt anzusprechen oder aufzuzeigen, beispielsweise mit einem Plakat oder (ausgedruckten) Bildern oder am eigenen Körper mit einer Puppe. Die meisten Trageschulen und auch der Tragenetzwerk e.V. haben hierzu tolle Vorlagen.
Zum anderen müssen wir als gutes Vorbild dienen und können so indirekt diese Inhalte vermitteln, beispielsweise durch gutes „Baby Handling“ mit der Puppe vor Ort oder auch durch die Bilder und Videos, die wir auf unseren Kanälen zur Verfügung stellen.
Voraussetzung hierfür ist aber auch, dass wir mit unserem Material souverän umgehen können! Auch nach vielen Jahren Beratungstätigkeit kommt es regelmäßig vor, dass ich mir vorbereitend für seltener gewünschte Bindeweisen oder Tragehilfen Zeit nehmen muss, damit ich die Abläufe flüssig vorführen kann. Das gehört zum Job dazu.
Über die Zeit wirst du auch ein besseres Auge für problematische Situationen entwicklen und gleichzeitig auch alternative Handlungsmöglichkeiten kennen, die den Eltern an diesen Punkten weiterhelfen. Denn nicht nur das Ergebnis zählt, sondern auch der (bequeme) Weg dahin!
Bei mir eingepreist ist auch eine individuelle Zusammenfassung per Email an die Eltern, in denen ich sie noch einmal darauf hinweise, worauf sie besonders achten sollten. Außerdem bekommen sie ein Handout mit den allgemeinen wichtigen Punkten. Da gibt es aber sicher auch andere schöne Lösungen!
Am Ende der Beratung haben die Eltern mit deiner Unterstützung idealerweise eine Trageweise gefunden, die für sie passend ist und die ihnen so gut von der Hand geht, dass sie ihr Kind sicher, gerne und bequem tragen können.
Vorhandenes Material beraten ⭐
Nicht immer geht es in der Trageberatung darum, neue Tragehilfen auszuprobieren. Oft sind schon „Erbstücke“ oder Leihgaben vorhanden, die vorrangig optimiert werden sollen. Dass das nicht immer zum optimalen Ergebnis führt, kann man den Eltern kommunizieren. Aber einen Versuch ist es natürlich wert! Was brauchen wir dafür?
Material sichten
Oft wissen die Eltern, was sie vor sich liegen haben. Ist das nicht der Fall oder ist die Typenbezeichnung ungenau („ein halbelastisches Tuch“, „DIE Ergobaby“), dann hilft ein Foto weiter. So kannst du dich gegebenenfalls vorbereiten.
Vorbereitung
Gerade bei älteren Tragehilfen, die man selbst nicht im Sortiment hat oder vielleicht nur vom Hörensagen kennt, lohnt sich der Blick ins WWW. Ist die Tragehilfe tendenziell für dieses Tragepaar geeignet? Ist sie mit den üblichen Mitteln „pimpbar“? Wie ist die Handhabung? Nicht immer sind die Details auf den Anleitungen und Herstellerfotos oder -videos erkennbar. In diesen Fällen schaue ich mir auch Bilder auf dem Gebrauchtmarkt an und frage in meinem Netzwerk z.B. auf Facebook oder WhatsApp nach Erfahrungen.
Kommunikation
Die Eltern sollten wissen, was sie von dir in der Beratung erwarten können. Bist du nicht bereit, ihren Exoten zumindest mit Puppe vorzuführen, dann sag es ihnen rechtzeitig. Es ist in Ordnung, nicht alles zu kennen und gegebenenfalls vor Ort erstmalig auszuprobieren, sofern das abgesprochen ist. Es ist nicht in Ordnung, wegen mangelnder Vorbereitung oder Vorurteilen zu sagen „Das passt euch sowieso nicht.“
Meist handelt es sich bei den vorhandenen Tragehilfen aber um Klassiker wie eine Manduca first oder eben ein gewöhnliches Tragetuch. Ich nehme dann gern mein eigenes Exemplar zum Vorführen mit, so können die Eltern ihres direkt auf sich anpassen und parallel ausprobieren.

Kapitel 3: Das Tragetuch
✫ Das Tragetuch – Maße und Materialien
✫ Elastische Tragetücher ⭐
✫ Bindeweisen mit dem Tragetuch 1/2
✫ Video: Tuchverläufe
✫ Bindeweisen mit dem Tragetuch 2/2
✫ Kippen und Flippen ⭐
Kapitel 3: Das Tragetuch
Das Tragetuch – Maße und Materialien
Die meisten Bindeweisen, die uns in Deutschland begegnen, sind für gewebte Tücher ausgelegt. Bindeweisen mit elastischen Tüchern werden vor allem bei kleinen Babys verwendet. Einen kleinen Vergleich der beiden Stoffarten siehst du unten:
gewebtes Tragetuch | elastisches Tragetuch |
Gewebe aus Kette und Schuss
|
meist Gestrick aus einem Faden
|
diagonalelastisch, längs und quer eher unnachgiebig | in alle Richtungen elastisch |
ein bisschen wie… Hängematte | ein bisschen wie… T-Shirt |
kann ein- und mehrlagig gebunden werden | muss meist mehrlagig gebunden werden |
über die gesamte Tragezeit nutzbar | für schwere Kinder weniger komfortabel |
viele Bindeweisen möglich | vor allem Bindeweisen vor dem Bauch möglich |
gewebtes Tragetuch |
Gewebe aus Kette und Schuss
|
diagonalelastisch, längs und quer eher unnachgiebig |
ein bisschen wie… Hängematte |
kann ein- und mehrlagig gebunden werden |
über die gesamte Tragezeit nutzbar |
viele Bindeweisen möglich |
elastisches Tragetuch |
meist Gestrick aus einem Faden
|
in alle Richtungen elastisch |
ein bisschen wie… T-Shirt |
muss meist mehrlagig gebunden werden |
für schwere Kinder weniger komfortabel |
vor allem Bindeweisen vor dem Bauch möglich |
Das am häufigsten verwendete Material ist Baumwolle. Weitere Naturfasern sind Leinen, Hanf und eher seltener Ramie oder Kapok. An tierischen Fasern wird Wolle und Seide verarbeitet. Daneben gibt es aber auch künstlich erzeugte Fasern, zumeist Viskosen, bei denen die chemisch gewonnene Zellulose pflanzlichen Ursprungs zu einem Faden versponnen wird. Für ein wenig Bling-Bling kommen aber durchaus auch echte Kunstfasern zum Einsatz.
Tragetücher sind immer im direkten Kontakt zu unseren Kindern und werden abgeleckt und angespeichelt: Nicht nur aus diesem Grund ist es sinnvoll, kontrolliert hergestelltes und geprüftes Material zu verwenden und es auch vernünftig zu pflegen. Wer dabei hohe Anschaffungskosten fürchtet, dem sei der Gebrauchtkauf ans Herz gelegt.
Neben dem verwendeten Material ist auch die Art der Webung relevant, wenn es um die Trageeigenschaften eines Tuches geht. Wir können also ganz unterschiedliche „Baumwolltücher“ bekommen, wenn dickere oder dünnere Garne in der ein oder anderen Webart verarbeitet werden. Unten siehst du vier Tücher beispielhaft im Vergleich:
Tuch 1
Kreuzköper
reine Baumwolle
eher dünnes Tuch
Orientierung durch Streifen
Tuch 2
Fischgrät
reine Baumwolle
sehr weiches Tuch
lockere Webung
Tuch 3
Jacquard
Baumwolle und Seide
pflegeintensiver
haftet gut, wenig rutschig
Tuch 4
handgewebt
Baumwolle
Einzelstück
mitteldick
Meist findet man Tücher von zweieinhalb bis fünf Metern Länge, einige Hersteller bieten aber auch längere Tücher an. Bei der Breite haben wir weniger Unterschiede, die meisten Tücher sind um die 65cm breit. Es gibt auch extra schmale Tücher für Frühchen sowie Tücher in „Überbreite“ mit über 80cm.
Die Größenangaben in ganzen Zahlen gehen auf Didymos zurück. Ausgehend von einer „0“ für ein kurzes Tuch passend für einen einfachen Hüftsitz etablierte sich das Größensystem mit wachsender Vielfalt der Bindeweisen. Eine Größe 5 hat so etwa 4,2m Länge, eine Größe 6 dann 4,7m und so weiter in Halbmeterschritten.
Anhaltspunkt: Viele nutzen bei einer Konfektionsgröße 40 und einem Neugeborenen für die Wickelkreuztrage gerne ein Tuch der Länge 6. Da es aber Tücher in wirklich allen Längen gibt und man die unterschiedlichsten Bindeweisen wählen kann, lässt sich für nahezu jedes Tragepaar etwas Passendes finden. Und wer absolut nicht binden mag, der probiert eine Tragehilfe!
Elastische Tragetücher ⭐
Elastische Tragetücher haben einen kleinen Sonderstatus. Wo die meisten gewebten Tragetücher für nahezu jede Bindeweise und jede Größe des Kindes genutzt werden können, haben wir bei den elastischen Tüchern erhebliche Qualitätsunterschiede und somit weniger Spielraum für die Einsatzmöglichkeiten.
Mit „Qualität“ meine ich nicht nur, ob sie grundsätzlich für einen Einsatz tauglich sind. Es gibt langlebige, gut zu bindende Tücher, die aber eher für leichte, kleine Babys passend sind. Und es gibt sehr feste elastische Tücher, die vom Griff so nahe an gewebten Tüchern sind, dass die Eltern keinen Unterschied oder gar Vorteil erkennen können.
In der Beratung bewegen wir uns also in Richtung Produktberatung, ähnlich wie bei den Tragehilfen. Lässt sich das vorhandene elastische Tragetuch gut binden ja/nein und wenn es ein (anderes) elastisches Tuch sein soll, dann welches?
Im Unterschied zum gewebten Tragetuch lassen sich damit – auch unabhängig von der Qualititätsfrage – nicht alle Bindeweisen sicher umsetzen. Meist brauchen wir eine zwei- oder dreilagige Bindeweise für zufriedenstellende Stützung. Zu Beginn ist es aber immer nur eine Lage, was eventuell nicht ausreicht um das Kind beispielsweise sicher auf den Rücken zu bringen. Wer sich zum Thema Bindeweisen mit dem elastischen Tragetuch weiterbilden möchte: Einige Trageschulen haben mittlerweile Fortbildungen hierfür!
Wir können festhalten, dass es mehr als nur die Wickelkreuztrage gibt, wenn die Eltern ein elastisches Tuch verwenden wollen. Für viele ist aber genau diese der Einstieg in die Tragewelt, weshalb man sie definitiv aktiv beraten können sollte.

Bindeweisen mit dem Tragetuch 1/2
Starten wir mit dem einfachsten Fall: Wir nehmen uns ein kurzes Tragetuch, knoten es zusammen und legen uns die Schlaufe so an den Körper, dass wir unser Kind noch einfädeln können. Natürlich achten wir darauf, dass unser Kind sicher und bequem gehalten wird und es auch für uns angenehm ist. Tadaa: Schon haben wir eine erste Bindeweise!
Anstatt eines Knotens können auch Ringe zum Schließen verwendet werden. Das bekannteste Beispiel ist der Ringsling, bei dem die Ringe schon fest vernäht sind. Es lässt sich darüber streiten, ob das dann schon eine Tragehilfe ist oder es noch als „Tuch“ zählt. Was wir aber wiederum haben, ist eine klassische Schlaufe um unseren Körper und die eine Lage Stoff, die unser Kind stützt. Unten im Bild ist zu sehen, wie dabei eine Schulter frei bleibt.

Nach dem gleichen Prinzip ließe sich das Kind auch seitlich oder auf dem Rücken positionieren. Man kann also erahnen, wie vielfältig das Tragen mit einem Tragetuch ist!
Mit einem längeren Tuch sind komplexere Bindeweisen möglich: Wir können die Position des Kindes variieren, den Verlauf des Tuches und ob wir mehrlagig und aufgefächert binden oder das Tuch als Strang am Kind vorbeiführen. Binden wir mehrlagig, können die Lagen in unterschiedlicher Reihenfolge geschichtet werden. Und wir können am Ende mit einem Knoten abschließen oder Ringe verwenden. Ein kleiner Teaser: Ist noch Tuch übrig, sind auch verschiedene „Finishes“ möglich. Diese sind nicht nur hübsch, sondern manchmal wirklich ein Bonus für die Bequemlichkeit.

Manche Bindeweisen und ihre Varianten begegnen uns häufiger, andere sind fast schon eine Spielerei. Zu den „Klassikern“ gehören sicherlich die Wickelkreuztrage und das Känguru (Bild unten), die Hüftschlinge und der Hüftsitz für das seitliche Tragen und der Einfache Rucksack und der Double Hammock als Bindeweisen für den Rücken.

In den folgenden Kapiteln werde ich dir noch weitere Bindeweisen vorstellen, die für das Tragen vorn, seitlich und auf dem Rücken geeignet sind oder aber für besondere Tragepaare gut passen.
Gleich zeige ich dir in einem Video verschiedene Möglichkeiten, wie das Tuch am Körper verlaufen kann und welche Besonderheiten sich dadurch ergeben.
Im ursprünglichen Kurs hatte ich geschrieben: „Wenn du bislang noch kein Tuch in der Hand hattest, dann lass es einfach auf dich wirken! Du musst das nicht auswendig wissen, um toll binden zu können.“ Als Trageberaterin solltest du dich natürlich durchaus mit dem Tuch beschäftigt haben.
Video: Tuchverläufe
Im Video zeige ich dir, wie die unterschiedlichen Tuchverläufe am Körper aussehen.
Bindeweisen mit dem Tragetuch 2/2
Die aufgefächerten Tuchbahnen verteilen das Gewicht flächig an unserem Körper. Stränge hingegen sind eher die „Stützbalken“. Wir haben also eine überschaubare Möglichkeit, das Tuch an unserem Körper und dem des Kindes entlang zu führen, und dabei die Varianten „Strang“ oder „aufgefächert“. Kombiniert ergibt sich allerdings eine wunderbare Vielfalt!
Rechts abgebildet ist eine Bindeweise, bei der das Kind von eine Querbahn (Torsopass) gehalten wird und seitlich von zwei weiteren zusammengeschobenen Kreuzbahnen (Kreuzpass, Crosspass) gestützt wird. Klingt kompliziert? Ist aber „nur“ die Wickelkreuztrage!
Bindeweisen mit dem Tragetuch 2/2
Die aufgefächerten Tuchbahnen verteilen das Gewicht flächig an unserem Körper. Stränge hingegen sind eher die „Stützbalken“. Wir haben also eine überschaubare Möglichkeit, das Tuch an unserem Körper und dem des Kindes entlang zu führen, und dabei die Varianten „Strang“ oder „aufgefächert“. Kombiniert ergibt sich allerdings eine wunderbare Vielfalt!
Unten abgebildet ist eine Bindeweise, bei der das Kind von eine Querbahn (Torsopass) gehalten wird und seitlich von zwei weiteren zusammengeschobenen Kreuzbahnen (Kreuzpass, Crosspass) gestützt wird. Klingt kompliziert? Ist aber „nur“ die Wickelkreuztrage!

Känguru- oder Rucksackpass
Der Känguru- oder Rucksackpass verläuft wie ein U. Er beginnt auf der einen Schulter, geht dann um den Po des Kindes und dann wieder nach oben auf unsere andere Schulter.


← Känguru- oder Rucksackpass
Der Känguru- oder Rucksackpass verläuft wie ein U. Er beginnt auf der einen Schulter, geht dann um den Po des Kindes und dann wieder nach oben auf unsere andere Schulter.
Slingpass
Der Slingpass verläuft diagonal.
Er beginnt auf der einen Schulter, geht dann um den Po des Kindes und dann unter unserer Achsel zurück.
Dieser Verlauf ist auch ohne Gegengewicht des Kindes möglich, so zum Beispiel hinter unserem Rücken bei der Wickelkreuztrage!

Slingpass →
Der Slingpass verläuft diagonal.
Er beginnt auf der einen Schulter, geht dann um den Po des Kindes und dann unter unserer Achsel zurück.
Dieser Verlauf ist auch ohne Gegengewicht des Kindes möglich, so zum Beispiel hinter unserem Rücken bei der Wickelkreuztrage!

Torsopass
Der Torsopass verläuft gerade (horizontal).
Er beginnt unter unserer Achsel, geht breit über den Rücken des Kindes und dann unter unserer Achsel zurück.
So starten wir die Wickelkreuztrage und haben eine gute Stützung für „Leaner“.


← Torsopass
Der Torsopass verläuft gerade (horizontal).
Er beginnt unter unserer Achsel, geht breit über den Rücken des Kindes und dann unter unserer Achsel zurück.
So starten wir die Wickelkreuztrage und haben eine gute Stützung für „Leaner“.
Kreuzpass
Der Kreuzpass verläuft diagonal.
Er beginnt auf der einen Schulter, geht über den Rücken des Kindes und unter dem zweiten Beinchen durch, dadurch wird die Bindeweise „wiggleproof“.
Zwei dieser Bahnen links und rechts bilden die klassische Kreuztrage.

Kreuzpass →
Der Kreuzpass verläuft diagonal.
Er beginnt auf der einen Schulter, geht über den Rücken des Kindes und unter dem zweiten Beinchen durch, dadurch wird die Bindeweise „wiggleproof“.
Zwei dieser Bahnen links und rechts bilden die klassische Kreuztrage.

Legpass (Beinpass)
Der Legpass verläuft als Strang über beide Beinchen des Kindes.
Er wird meist am Ende der Bindeweise als „Stützbalken“ genutzt und kann als Bauchgurt fortgesetzt werden bis zum Knoten.


← Legpass (Beinpass)
Der Legpass verläuft als Strang über beide Beinchen des Kindes.
Er wird meist am Ende der Bindeweise als „Stützbalken“ genutzt und kann als Bauchgurt fortgesetzt werden bis zum Knoten.
„drüber und drunter“
Häufig wird zum Abschluss der Bindeweise ein Sicherheitskreuz unter die Beinchen des Kindes gebunden. Dafür müssen die Stränge einmal über, einmal unter das Beinchen des Kindes geführt werden. Ob der Strang nun von unserer Schulter kommt wie beim Kreuzpass oder von unserer Seite (reinforced / unterstützender Pass), spielt dafür keine Rolle.

Kippen und Flippen ⭐
Ein wenig verheimlicht habe ich auf den vorherigen Seiten die Möglichkeit des Kippens. So ganz exklusiv und ungewöhnlich ist das allerdings gar nicht, wir brauchen das beispielsweise für die Schulterklappen beim Känguru. Das Tragetuch macht hierfür eine halbe Drehung, die Innen- und Außenseiten wechseln und die obere und untere Tuchkante werden vertauscht. Drei von vielen Bindeweisen, bei denen wir durchs Kippen Vorteile erlangen, stelle ich dir hier vor:
Das Känguru
Durch das Kippen des Tuches auf der Schulter bekommen wir beim Känguru eine stabile, waagrechte Kopfkante und einen faltenfreien Beutel. Sehr schick!
Im zugegebenermaßen etwas älteren Video kann man den Tuchverlauf gut erkennen. Der obere orangefarbene Bereich des Tuches im Nacken des Babys ist nach der Kippung hinter meinem Rücken unten (Videobeginn). Zum Straffen lege ich ihn in meine Hand, das restliche Tuch liegt auf meinen Unterarmen (Videoende).
Der gekippte Ringsling
In der Ausbildung haben wir wohl alle die unterschiedlichen Vorzüge kennengelernt, die ein gekippter oder ungekippter Slingverlauf bietet. Erneut bekommen wir durch die Kippung eine gerade verlaufende Kopfkante die sich gut festziehen lässt. Außerdem liegt das Tuch weniger breit auf unserem Rücken. Auf dem Bild unten siehst du links die gekippte Variante, rechts die ungekippte.

Kippen und Flippen: Die elastische Wickelkreuztrage
Kippt man bei der Wickelkreuztrage mit dem elastischen Tragetuch die schrägen Tuchbahnen hinter den Beinchen, wird die Kopfkante fixiert und wir können das Tuch flächiger um unseren Körper führen. Das macht es gleich viel bequemer und sorgt außerdem für eine stabilere Bindeweise. Im Bild unten siehst du links die erste aufgefächerte schräge Tuchbahn in der Übersicht, rechts eine Nahaufnahme von der Kippung unter dem Beinchen.

Kapitel 4: Die Tragehilfen
✫ „Tuchnahe“ Tragehilfen
✫ Beispiele für tuchnahe Tragehilfen ⭐
✫ Halfbuckle
✫ Beispiele für Halfbuckle ⭐
✫ Fullbuckle
✫ Beispiele für Fullbuckle ⭐
✫ Onbuhimo
✫ Beispiele für Onbuhimos ⭐
✫ Besondere Trageweisen
✫ Elastische Tragehilfen ⭐
Kapitel 4: Die Tragehilfen
„Tuchnahe“ Tragehilfen
Nichts ist so flexibel wie ein Tuch. Tragehilfen haben mehr Vorgaben was die Passform angeht. Dafür sind sie meist (teil-)gepolstert und werden deshalb oft als bequemer wahrgenommen. Aber: Was eine leichte Handhabung und Komfort angeht, ist beim Tragen sehr subjektiv und individuell! Da hilft vor allem das Ausprobieren.
Für viele ist eine „tuchnahe“ Tragehilfe der optimale Kompromiss. Sie soll wie ein Tuch auf das Baby anpassbar sein, aber gleichzeitig die Einfachheit und den Komfort bieten, die man gemeinhin den Tragehilfen zuschreibt. Manchmal wird darunter eine Tragehilfe verstanden, die aus vernähtem Tragetuch besteht. Manchmal geht es um die Flexibilität, beispielsweise ob die Träger so vielseitig wie ein Tuch gebunden werden können.
Mei Tai / Meh Dai →
Unter einer Mei Tai verstehen wir eine Tragehilfe, die aus einem Rückenpanel für das Kind und vier daran befestigten Bändern besteht.
Der Ursprung dieser Tragehilfe liegt in Asien.

Mei Tai / Meh Dai
Unter einer Mei Tai verstehen wir eine Tragehilfe, die aus einem Rückenpanel für das Kind und vier daran befestigten Bändern besteht.
Der Ursprung dieser Tragehilfe liegt in Asien.


← Wrap Conversion
Eine Wrap Conversion im klassischen Sinne ist eine Tragehilfe komplett aus Tragetuch gefertigt und ohne Zubehör wie Schnallen oder Polsterungen.
Auf dem Markt finden wir allerdings eher „Wrap Cons“ mit Schnallenbauchgurt und Bindeträgern in der Breite einer halben Tuchbahn.
Wrap Conversion
Eine Wrap Conversion im klassischen Sinne ist eine Tragehilfe komplett aus Tragetuch gefertigt und ohne Zubehör wie Schnallen oder Polsterungen.
Auf dem Markt finden wir allerdings eher „Wrap Cons“ mit Schnallenbauchgurt und Bindeträgern in der Breite einer halben Tuchbahn.

Podaegi →
Der eigentliche Podaegi kommt aus Korea und besteht aus einem sehr breiten Rückenpanel für das Kind und einem langen Band, das daran befestigt ist.
Bei uns findet man eher längliche Ausführungen mit zwei davon abgehenden Bändern, die zugleich Träger und Bauchgurt bilden können.

Podaegi
Der eigentliche Podaegi kommt aus Korea und besteht aus einem sehr breiten Rückenpanel für das Kind und einem langen Band, das daran befestigt ist.
Bei uns findet man eher längliche Ausführungen mit zwei davon abgehenden Bändern, die zugleich Träger und Bauchgurt bilden können.


← Halfbuckle
Ein Halfbuckle ist eine Tragehilfe mit meist gepolsterten Trägern zum Binden und einem Bauchgurt mit Schnalle.
Wird Tragetuchstoff für die Träger und den Bauchgurt verwendet, ist auch ein Halfbuckle bezüglich der Haptik recht tuchnah.
Zusammenfassend können wir festhalten, dass die Begriffe in der Praxis meist verschwimmen. Wer es „tuchnah“ mag, der wird am ehesten eine Tragehilfe ausprobieren wollen, deren Rückenteil aus einem Tragetuch besteht und die vielleicht auch breite Schulterträger zum Binden hat, wie bei einer Wrap Conversion. Wer generell lieber Knoten bindet als Schnallen zu schließen, wird mit einer Mei Tai liebäugeln. Wer komplett flexibel bleiben möchte, kann sich an einen Podaegi wagen.
Halfbuckle
Ein Halfbuckle ist eine Tragehilfe mit meist gepolsterten Trägern zum Binden und einem Bauchgurt mit Schnalle.
Wird Tragetuchstoff für die Träger und den Bauchgurt verwendet, ist auch ein Halfbuckle bezüglich der Haptik recht tuchnah.
Zusammenfassend können wir festhalten, dass die Begriffe in der Praxis meist verschwimmen. Wer es „tuchnah“ mag, der wird am ehesten eine Tragehilfe ausprobieren wollen, deren Rückenteil aus einem Tragetuch besteht und die vielleicht auch breite Schulterträger zum Binden hat, wie bei einer Wrap Conversion. Wer generell lieber Knoten bindet als Schnallen zu schließen, wird mit einer Mei Tai liebäugeln. Wer komplett flexibel bleiben möchte, kann sich an einen Podaegi wagen.

Beispiele für tuchnahe Tragehilfen ⭐
In diesem Teil schauen wir uns ganz konkret einige „tuchnahe Tragehilfen“ an.
Tragehilfe ohne Bauchgurt
Eine Zeitlang war der „Podaegi“ auch auf dem deutschen Markt sehr hip und wurde beispielsweise von Fidella, Huckepack Baby-Roo und Kokadi vertrieben, wenn auch die Ausführungen nur grob am koreanischen Original orientiert waren.
Aktuell gibt es nur wenige Vertreter dieser sehr flexiblen und bauteilarmen Tragehilfen. Einer aber ist der „Käfer“ von Madame Jordan, bei dem am länglichen Rückenteil Schlaufen befestigt sind. Dadurch lässt er sich vielseitig einsetzen, zum Beispiel als Schlaufenonbuhimo oder Podaegi-Variante (Bild).

Mei Tai / Meh Dai
Tragehilfen ohne Schnallen sind wartungsarm und pflegeleicht. Ein Bauchgurt zum Binden passt zudem auch sehr schmalen Personen, bei denen das Gurtband eines Schnallenbauchgurts zu schnell an den Anschlag kommt. Einziger Wermutstropfen: Man kann beim Rückentragen nicht so schön nachstraffen! Dafür kann (meist) problemlos zwischen einer apron und non-apron Trageweise gewechselt werden oder aber der Bauchgurt über das Rückenteil geklappt werden um es nachhaltig zu verkürzen.
Gängige Stellvertreter sind auf dem Bild unten der DidyTai von Didymos (lila), der Hop-Tye von Hoppediz (braune „Zwiebeln“) sowie die MySol bzw. WrapMySol von Girasol (bunte Streifen).

Halfbuckle mit auffächerbaren Trägern
Im nächsten Schritt bringen wir noch eine Schnalle am Bauchgurt an, lassen die Träger aber weitgehend ungepolstert. Oftmals werden diese Tragehilfen auf dem deutschen Markt als „Wrap Con“ bezeichnet, sofern die Träger mit halber Tuchbreite vom Rückenteil abgehen. Allerdings gibt es allerhand Mischformen mit unterschiedlichen Vorteilen:
Gepolsterte Träger, die zum Ende hin wieder breit werden, eignen sich optimal um den Babypo unterstützend einzubinden oder für ein Finish (Beispiele: Isara Quick Halfbuckle, Schmusewolke Halfbuckle).
Schmalere (also nahezu „vierteltuchbreite“) Träger verteilen das Gewicht gleichmäßig über Schultern und Rücken, sind aber weniger materiallastig und auch für nicht ganz so tuchaffine Nutzer:innen geeignet (Beispiele: MamaMotion MaMo, Sandiia Halfbuckle, Stokke Limas Plus).
Träger mit herausnehmbaren Polstern oder mit teilweiser Polsterung auf den Schultern können ebenfalls vielseitig eingesetzt werden und vereinen unterschiedliche Vorteile (Beispiele: Leliba Tai mit optionalen Polstern, Fidella FlyClick Halfbuckle mit partieller Polsterung).
Ganz klassisch haben wir aber die Träger mit halber Tuchbreite direkt ab Rückenteil. Gängige Vertreter sind beispielsweise Didymos DidyKlick (Bild unten), Madame Jordan Wrap Con oder Simplee Baby Wrap.it. Hier können die Träger sehr kreativ und tuchnah genutzt werden, mit Kippung auf der Schulter, mit Einbinden des Babypos, mit Finish. Und wer es auf der Schulter doch etwas fluffiger mag, kann mit zusätzlichen Polstern der verschiedenen Hersteller nachhelfen.

Halfbuckle
Ein Halfbuckle ist eine Tragehilfe mit „halber Schnallung“, die vorhandene Schnalle ist am Bauchgurt befestigt. Die Träger hingegen werden gebunden und sind meist gepolstert. Wie schon auf der letzten Seite beschrieben, ist auch eine Wrap Conversion hierzulande oftmals ein Halfbuckle; die Träger sind dort allerdings ungepolstert.
Wird ein Halfbuckle angelegt, muss zunächst der Bauchgurt festgezogen werden. Danach geht es maximal einfach weiter, denn wir haben genau zwei Trägerenden, an denen wir ziehen können! Die Länge der Träger kann also optimal angepasst werden, unabhängig von der Größe der Beteiligten.
Trägt man sein Kind vor dem Bauch, werden die Träger üblicherweise auf dem Rücken gekreuzt. Mit passendem Zubehör ist aber auch eine H-Form wie bei einem Rucksack möglich. Aber bleiben wir bei der weit häufigeren X-Form: Dadurch, dass die Träger flächig auf dem Rücken liegen, wird das Gewicht des Kindes sehr gut verteilt.

Wie beim Halfbuckle der Trägerverlauf für ein breites und ein schmales X sowie ein H aussehen kann, ist unten abgebildet:

Beispiele für Halfbuckle ⭐
Für die Beratung ist der Halfbuckle wie eben erwähnt immer dann eine ratsame Lösung, wenn sich mehrere Tragende eine Tragehilfe teilen wollen, denn dann muss beim Wechsel nur der Bauchgurt angepasst werden und der „Rest“ ergibt sich durch das Anlegen selbst. Voraussetzung ist wie immer, dass es allen bequem ist, generell passt und gut von der Hand geht.
Der Markt ist sehr ergiebig was Halfbuckle-Tragehilfen angeht, insbesondere wenn man alle Trägertypen (auch die „Wrap Cons“) berücksichtigt. Flache, breite Träger verteilen das Gewicht des Kindes gut auf den gesamten Oberkörper. Gepolsterte Träger wiederum schneiden auch beim Rückentragen weniger ein. Bei eher schmalen oder zarten Tragenden können stark gepolsterte Träger schnell wuchtig wirken und allein von der Optik abgelehnt werden, wohingegen sehr robuste Menschen mit mehr Platz auf der Schulter genau diese Variante als passend empfinden können. Allein darum sollte das Beratungssortiment vielfältig sein!
Vielfalt ergibt sich auch durch gekonnte Kombinatorik. Rundum „raumsparend“ ist beispielsweise die Girasol MySol mit eher schmalen und leicht gepolsterten Trägern und einem ebenfalls eher schmalen Bauchgurt (unten links). Ganz anders fällt die Fellhof Tali aus mit einem hohen und geschwungenen Bauchgurt und sehr massiven Trägern (unten rechts).


Ein Klassiker ist sicher auch der Halfbuckle von Fräulein Hübsch, hier in der moderneren Variante SoftTai. Bauchgurt und Träger sind auf sehr angenehme Art durchschnittlich und passen vielen Tragepaaren gut.

Fullbuckle
Ein Fullbuckle ist dem Namen nach eine Tragehilfe mit „voller Schnallung“. Sein Bauchgurt wird mit einer Schnalle geschlossen, die Schulterträger sind fest mit dem Rückenteil oder dem Bauchgurt verbunden. Bei vielen Modellen besteht diese Verbindung ebenfalls aus einer Schnalle, manchmal sind die Träger aber auch fest vernäht. Ein Fullbuckle hat also nicht unbedingt überall Schnallen, er hat aber definitiv keine Träger zum Binden! (Stand 2024: Natürlich gibt es mit der Lieblingstrage easy auch da eine Ausnahme.)
Wenn sich die Schulterträger an einer Schnalle lösen lassen, kann man sie meist auch auf dem Rücken gekreuzt tragen. Ansonsten haben wir beim Fullbuckle vorrangig die H-Form, insbesondere wenn die Träger selbst eine geschwungene Form haben. Damit sie nicht von der Schulter rutschen, werden sie von einer Querverbindung zusammen gehalten, so entsteht das typische H.

Wie der Trägerverlauf beim Fullbuckle aussehen kann, ist unten abgebildet:

Etwas komplexer wird der Aufbau der Träger, wenn neben den Steckschnallen auch mehrere Leiterschnallen verarbeitet wurden. Dann nämlich lässt sich das Gurtband an mehreren Stellen oder auch in verschiedene Richtungen festziehen. Der Vorteil: Die Schulterträger haben eine sehr variable Länge und man kann auch beim Rückentragen gut festziehen!
Anders als beim Halfbuckle ist also der Trägerverlauf stark durch den Aufbau der Tragehilfe vorgegeben, die Träger können nicht frei positioniert werden. Allerdings kann das Gewicht des Kindes anders am Körper verteilt werden, die Schulterpartie wird weniger belastet. Meist ist das Packmaß auch geringer, da Material an den Trägern gespart wird. Was einem besser taugt, zeigt mal wieder der Praxistest!

Beispiele für Fullbuckle ⭐
In diesem Kapitel werfen wir den Blick auf gängige Vertreter der Fullbuckle-Tragehilfen.
Gerade wenn sie für kleine Babys genutzt werden, haben Fullbuckle einen (unverdient) schlechten Ruf: Wenn die Träger am Rückenteil ansetzen, kann es zu viel Zug auf den Rücken des Kindes geben. Das passiert aber üblicherweise dann, wenn das Gurtband achtlos festgezogen wird und das eigentlich lose Trägermaterial noch auf Schulter und Rücken des Tragenden verweilt. Der zweite Fehler ist meist ein zu tief angelegter Bauchgurt, wodurch das Baby noch stärker in die Streckung kommt.
Auf dem Bild unten ist diese Problematik noch einmal dargestellt: Links sehen wir was passiert, wenn ohne Vorarbeit am Gurtband gezogen wird. Dabei verkürzt sich vorwiegend nur der rot markierte Bereich und wir ziehen das Baby an uns ran, ohne dass der Träger insgesamt fester wird. Auf der rechten Seite wurde das lose Material nach vorn zur Schnalle gebracht (grüner Weg) und kann nun gestrafft werden.

Abgebildet ist oben die Ruckeli Slim, die sich eben sehr wohl auf kleine Traglinge anpassen lässt und am Rücken überkreuzte Träger hat, so dass man ohne eine Querschnalle auskommt. Da sie auch insgesamt anders aufgebaut ist als die meisten anderen Fullbuckle, ist sie eine fantastische Ergänzung im Beratungssortiment.
Für die Eltern sind Modelle mit wenig Verstellelementen meist recht komfortabel zu bedienen. Nur am Bauchgurt eingesteckbar sind die Träger beispielsweise beim Kokadi Flip Babysize oder Flip X in Unisize (Bild).

Etwas mehr Einarbeitung braucht es bei Tragehilfen mit mehr Verstellmöglichkeiten, dafür können sie individueller angepasst werden. Auf dem Bild unten ist der Didymos DidySnap 4U zu sehen. Der Träger (grüner Pfeil) kann am Rückenteil oder unter dem Babypo (grüne Kreise) eingesteckt werden.

Häufig sind auch „geerbte“ oder gebraucht erstandene Fullbuckle von Ergobaby oder Manduca zu beraten. Manche ältere Modelle haben keine integrierte Stegverstellung oder lassen sich zudem nicht extern abbinden. Ist das Modell oder der ungefähre Aufbau bekannt (Tipp: Foto schicken lassen), kann man den Eltern und sich selbst die Überraschung ersparen, dass das vorhandene Material für den Anfang eher nicht optimal einstellbar ist.
Die neueren Modelle wie Ergobaby Adapt und Ergobaby Omni sowie die Manduca XT hingegen sind problemlos verstellbar.
Onbuhimo
Der Onbuhimo kommt ursprünglich aus Japan und bezeichnet die Art, wie das Kind auf dem Rücken getragen wird, damit es am Alltag teilnehmen kann. „Übersetzt“ wurde das mit einer Tragehilfe, die ohne Bauchgurt auskommt und recht hoch getragen werden kann: Die Onbuhimos auf unserem Markt bestehen meist aus einem Rückenteil mit fest vernähten Trägern, durch die die Beine des Kindes gefädelt werden.
Träger und Rückenteil bilden gemeinsam eine Schlaufe. Werden die Schulterträger verlängert oder verkürzt, passt sich die gesamte Tragehilfe gleichzeitig auf den Tragenden und das Kind an.
Ein Onbuhimo kann aber durchaus auch für das Tragen vor dem Bauch verwendet werden. Kein Bauchgurt bedeutet ein kleines Packmaß und gleichzeitig viel Platz um die eigene Mitte. Auf der anderen Seite ist mehr Last auf dem oberen Oberkörper als bei den vorherigen Tragehilfen.

Beispiele für Onbuhimos ⭐
Durch das kleine Packmaß sowie durch die Möglichkeit damit „bauchfrei“ zu tragen, bietet ein Onbuhimo durchaus Vorteile (z.B. beim Tragen in der Schwangerschaft). Dennoch bleibt er eher eine Spezialität und ist in den meisten Beratungen kein Thema. Auf dem Markt spiegelt sich das durch die Hybridtragen wider, die eigentlich als Fullbuckle konzipiert sind aber einen herausnehmbaren Bauchgurt haben (beispielsweise von Kindsknopf, Rookie oder Stokke Limas). Daneben gibt es die Onbuhimos, die schon von Haus aus ohne Bauchgurt kommen.
Neben den Unterschieden in der Polsterung und den Größen ist bei diesem Typ Tragehilfe immer besonders die Frage, ob sich die Träger ausreichend eng stellen lassen. Anders als bei anderen Tragehilfen gibt es hier kaum Spielraum in der Tragehöhe, tiefes Tragen ist automatisch lockeres und damit weniger sicheres, weniger bequemes Tragen.
Da das Rückenteil nicht an einem Bauchgurt befestigt ist, lässt sich die Stegbreite nahezu beliebig anpassen. Auch die Höhe lässt sich sehr gut einstellen, sofern die Träger ausreichend verkürzt werden können. Dennoch ist ein Onbuhimo sicher nicht die erste Wahl für sehr kleine Babys, da der Weg auf den Rücken kniffliger ist als beispielsweise mit einem Halfbuckle. Allerdings kann er auch vor dem Bauch genutzt werden, insbesondere dann vorteilhaft, wenn der oder die Tragende überwiegend sitzt.
Gängige Vertreter sind der Buzzidil BuzziBu, der Didymos DidyGo sowie die Onbuhimos von Kokadi, LennyLamb oder Madame Jordan. Bei Hybridtragen sollten unbedingt immer beide Tragevarianten getestet werden!
Auf dem Bild unten ist links der eingeschlafene Tragling nachträglich vor dem Bauch in den Onbuhimo gesetzt worden. Rechts ein abgelegter Tragling auf dem kompakten Rückenteil als Unterlage (beides Madame Jordan).

Besondere Trageweisen
Besondere Trageweisen ergeben sich bei Tragehilfen beispielsweise dadurch, dass diese für verschiedene Nutzungszwecke umgebaut werden können, insgesamt modular gestaltet sind oder aber ähnlich der Tuchbindeweisen am Körper variabel angelegt werden können.
Hybride
Manche Tragehilfen lassen sich vom einen in den anderen Typ umwandeln. Am häufigsten begegnet uns das bei einem Fullbuckle, der zum Onbuhimo umbaubar ist. Sein Rückenteil und die Schulterträger sind so konstruiert, dass er auch ohne Bauchgurt genutzt werden kann und dieser abnehmbar ist.

Modulare Tragehilfen
Bei anderen Tragehilfen können die einzelnen „Bauteile“ ausgetauscht werden. So wird beispielsweise aus einem Fullbuckle durch den Wechsel der Schulterträger ein Halfbuckle. Oder aber es gibt einen Bauchgurt mit oder ohne Schnalle. Mitwachsend wird die Tragehilfe dann, wenn auch das Rückenteil in verschiedenen Größen vorliegt. Wächst das Baby aus der Tragehilfe raus, wird einfach das nächstgrößere Rückenteil eingebaut!

Wrap Conversion à la Tuch
Mit breiten Schulterträgern lassen sich auch mit einer Tragehilfe viele Tuchbindeweisen und Abschlüsse (Finishes) nachahmen. Ähnlich wie bei der Wickelkreuztrage kann man die Träger beispielsweise unter den Achseln auf den Rücken führen und dann von hinten über die Schultern legen statt umgekehrt. Oder aber man trägt sein Kind auf dem Rücken und führt einen Träger als Brustpass unter der Achsel nach vorn und hat eine ähnliche Gewichtsverteilung wie beim Double Hammock (Bild unten links). Weit häufiger werden die Träger benutzt, um die Breite des Rückenteils am Steg zu erweitern und so auch die Beine eines größeren Kindes gut unterstützen zu können.

Wir haben in unseren Schubladen also doch einige Sonderlinge, die man an verschiedenen Orten verstauen könnte! Wie alltagstauglich die Verwandlungskünstler sind, ist allerdings recht unterschiedlich. Ein Halfbuckle oder eine Wrap Conversion lässt sich sehr spontan anders binden. Das Rückenteil einer modularen Tragehilfe tausche ich eher einmalig aus, wenn mein Baby aus dem anderen Rückenteil rausgewachsen ist.
Elastische Tragehilfen ⭐
In den letzten beiden Jahren ist eine neue „Gattung“ Tragehilfe auf den Markt gekommen, die mittlerweile einige Vertreter hat: Tragehilfen aus elastischem Material wie es auch für elastische Tragetücher verwendet wird. Noch sind die meisten für eher kleine bzw. nicht zu schwere Traglinge gedacht, es zeichnet sich aber durchaus eine Weiterentwicklung ab.
Neben den schon länger verfügbaren Loop-Systemen vergleichbar mit einer Kreuztrage plus Torsobahn (beispielsweise Love in Loop oder Wermli Schlingel) gibt es auch Varianten mit festem Rückenelement für den Tragenden (beispielsweise das Koala Cuddle Band oder Mammacita).
Eher neu sind die wie klassische Halfbuckle oder Fullbuckle geschnittenen elastischen Tragehilfen wie Cocoome Helium (Bild), Ergobaby Embrace oder Neko Tiny.
Viele Tricks, die für das elastische Tragetuch Verwendung finden, sind auch bei diesen Tragehilfen nützlich. Um gut straffen zu können, muss unbedingt Reibung vermieden werden. Bei Loop-Systemen mit Ringen kommen die üblichen Tipps dazu, die für den Ringsling gelten, also schön vorsortieren und losen Stoff erst Richtung Ringe transportieren, bevor man dann festzieht.

Kapitel 5: Tragen vor dem Bauch, auf der Hüfte und dem Rücken
✫ Fronttrageweisen
✫ Fronttragen in der Beratung ⭐
✫ Hüfttrageweisen
✫ Hüfttragen in der Beratung ⭐
✫ Rückentrageweisen
✫ Rückentragen in der Beratung ⭐
Kapitel 5: Tragen vor dem Bauch, auf der Hüfte und dem Rücken
Fronttrageweisen
Bei den Trageweisen vor dem Bauch haben wir das Baby gut im Blick und können es besonders kontrolliert in das Tuch oder die Tragehilfe setzen.
Mit einer Wrap Conversion, einer Mei Tai oder einem Halfbuckle ist das Anlegen unkompliziert und wir haben genau zwei Trägerenden, die nach vorn festgezogen werden. Manche Fullbuckle hingegen sind so aufgebaut, dass das Gurtband nach hinten-oben verkürzt werden muss. Da kommt es mitunter auf die eigene Gelenkigkeit an. Dafür ist es beim Rückentragen umso einfacher!
Entsprechende Tuchbindeweisen gibt es reichlich. Einige benötigen eher kurze, andere eher lange Tücher. Sie sind mal für kleinere, mal für größere Babys optimal und gehen entweder super flink oder verteilen das Gewicht besonders gleichmäßig. In der Regel wird mit der Wickelkreuztrage oder dem Känguru begonnen und nicht immer besteht der Bedarf an einer weiteren Bindeweise. Wem die beiden nicht taugen oder aber wer mehr ausprobieren möchte, der versucht vielleicht den Front Double Hammock, eine der Kreuztragen oder einfach eine Variante der Wickelkreuztrage wie zum Beispiel Anne’s FWCC.
Hinweis: Viele Bezeichnungen für Bindeweisen kommen mit Abkürzungen daher, und das auch gern auf Englisch. Eine FWCC ist eine Front Wrap Cross Carry oder eben Wickelkreuztrage. Die wiederum wird auch abgekürzt mit WKT oder WXT. Manchmal kommen noch Vornamen dazu, wenn die Bindeweise eben durch die dazugehörige Person oder ihr Kind publik gemacht wurde. Wir haben also viele kleinere (und selten größere Varianten) von bekannten Dingen!

Fronttragen in der Beratung ⭐
Das Tragen vor dem Bauch ist mit Abstand am häufigsten gefragt wenn es um Anfragen für eine Trageberatung geht. Zum einen ist das die Variante, die uns in den Medien überwiegend präsentiert wird, zum anderen verlässt sich der moderne Mensch gerne auf seine Augen („Wie soll ich sonst sehen was ihr fehlt?“). Für kleine Traglinge und den Hausgebrauch ist daran überhaupt nichts verkehrt!
Viele Trageschulen lehren die Wickelkreuztrage als Standard, dabei ist das Känguru eine genauso valide Trageweise für kleine Traglinge und hat zusätzliche Vorteile. Es ist aber zugegebenermaßen etwas weniger intuitiv. Ich halte beide zusammen allerdings für das absolute Minimum was das Tuchberaten vor dem Bauch angeht!
Neben den Tuchbindeweisen eignet sich für kleine Babys auch der Ringsling um nahezu frontal vor dem Bauch zu tragen (Bild). Größere Kinder wandern dann eher auf die Seite.

Natürlich eignen sich auch Tragehilfen für das Tragen vor dem Bauch. Ein Halfbuckle macht üblicherweise wenig Probleme, bei den Fullbuckle sollte im Vorfeld geschaut werden, welche Zugrichtung die Gurtbänder für die Träger haben und ob dies für den Tragenden gut bedienbar ist. Zwei-Wege-Schnallen sollte man vorbereiten, so dass entspannt nach vorn gestrafft werden kann. Ist dies nicht möglich, kann das Straffen über den Ellbogen gezeigt werden, vorausgesetzt das Gurtband ist ausreichend lang. Auch mit Verlängerungen für die Gurtbänder kann im Nachhinein für eine bessere Erreichbarkeit gesorgt werden.
Zweite Frage beim Tragen vorn ist zudem: Habe ich ausreichend Platz am Körper für meine Trageweise? Gerade bei größeren Kindern ist man oben bei der Kopfnusshöhe angelangt während unten der Bauchgurt den Hüftbeuger blockiert. Abhilfe bringt hier die Wahl einer anderen Trageweise (evt. Tuch) oder aber natürlich der Wechsel auf den Rücken.
Auf dem Bild habe ich eine Preschooler-Tragehilfe vorn angelegt. Der Bauchgurt ist so tief wie mir möglich angelegt, gleichzeitig überragt mich das Rückenteil. Dies würde in der Praxis mit einem sehr tief gebeutelten Tragling enden und wenig Stabilität bieten. Merke: Das ist kein Fehler dieser Tragehilfe, hier scheitert es an der Kombination Tragender-Tragling-Trageposition!


Natürlich eignen sich auch Tragehilfen für das Tragen vor dem Bauch. Ein Halfbuckle macht üblicherweise wenig Probleme, bei den Fullbuckle sollte im Vorfeld geschaut werden, welche Zugrichtung die Gurtbänder für die Träger haben und ob dies für den Tragenden gut bedienbar ist. Zwei-Wege-Schnallen sollte man vorbereiten, so dass entspannt nach vorn gestrafft werden kann. Ist dies nicht möglich, kann das Straffen über den Ellbogen gezeigt werden, vorausgesetzt das Gurtband ist ausreichend lang. Auch mit Verlängerungen für die Gurtbänder kann im Nachhinein für eine bessere Erreichbarkeit gesorgt werden.
Zweite Frage beim Tragen vorn ist zudem: Habe ich ausreichend Platz am Körper für meine Trageweise? Gerade bei größeren Kindern ist man oben bei der Kopfnusshöhe angelangt während unten der Bauchgurt den Hüftbeuger blockiert. Abhilfe bringt hier die Wahl einer anderen Trageweise (evt. Tuch) oder aber natürlich der Wechsel auf den Rücken.
Auf dem Bild habe ich eine Preschooler-Tragehilfe vorn angelegt. Der Bauchgurt ist so tief wie mir möglich angelegt, gleichzeitig überragt mich das Rückenteil. Dies würde in der Praxis mit einem sehr tief gebeutelten Tragling enden und wenig Stabilität bieten. Merke: Das ist kein Fehler dieser Tragehilfe, hier scheitert es an der Kombination Tragender-Tragling-Trageposition!
Hüfttrageweisen
Auf der Hüfte haben wir das Kind immer noch gut im Blick, sehen aber gleichzeitig selbst ein wenig mehr vom Weg. Unser Baby wiederum hat ebenfalls eine bessere Rundumsicht.
Egal ob wir dafür ein Tuch oder eine Tragehilfe nutzen, es wird eine eher einseitige Belastung für unseren Körper sein. Das Baby ist auf der einen Seite positioniert, das Tuch oder der Träger liegt auf der gegenseitigen Schulter. Aber: Ein unterstütztes Tragen ist immer noch weit komfortabler als das Kind pur auf der Hüfte abzusetzen.
Bei den Tragehilfen ist das seitliche Tragen umso einfacher, je breiter die Träger sind. Dann können diese sich gut auf der Schulterkante „einhaken“ und rutschen nicht an den Hals. Übrigens: Ein weniger zentriertes Tragen geht natürlich auch mit beiden Trägern auf den Schultern, einfach mal ausprobieren und den Bauchgurt etwas verschieben!
Der bekannteste Vertreter aus der Kategorie „Hüfttrageweisen“ ist sicherlich der Ringsling. Mit einem (Schiebe-)Knoten oder zwei externen Ringen lässt sich das aber auch mit einem kurzen Tuch nachbauen. Schon haben wir einen Hüftsitz! Mit etwas längeren Tüchern kann man das Gewicht des Kindes auch gleichmäßiger am Oberkörper verteilen: Die Hüftschlinge, das Hüftkänguru oder Poppins Hip Carry sind nette Kandidaten für ein Baby, das schon mehr von der Welt sehen möchte.

Hüfttragen in der Trageberatung ⭐
Leider (wie ich finde) geht das seitliche Tragen auch in der Beratung oft ein wenig unter. Ja, es bedeutet eine asymmetrische Belastung für den Körper des Tragenden, ja, das Baby ist ebenfalls nicht ganz symmetrisch positioniert, aber dafür haben wir eine ganze Reihe Vorteile gegenüber den Trageweisen vor dem Bauch und auf dem Rücken.
Die Eltern haben ihre Kinder weiterhin im Blick und trauen sich das seitliche Tragen eher zu als einen direkten Wechsel auf dem Rücken. Es bietet Platz, um sich mit einem anderen Kind zu beschäftigen oder generell um etwas Raum vor dem Bauch zu gewinnen.
Das Kind wiederum hat eine neue und bessere Aussicht, ein kleines Baby kann zudem weniger gespreizt angehockt werden als es vor dem Bauch der Fall ist.
Wenn die Beratung sehr früh stattfindet, kann dies den Eltern direkt als Vorschau auf die nächsten Monate mitgegeben werden. Idealerweise entscheiden sie sich für eine Trageweise, die auch das Tragen auf der Hüfte ermöglicht. Ist das der Fall, kann man das kurz andeuten oder vorführen. Am einfachsten geht das natürlich mit einem Ringsling, einem Tragetuch oder aber einer der Tragehilfen mit breiten Trägern.
Hier können auch die Fullbuckle mit extrabreiten Trägern glänzen, beispielsweise Hoppediz Primeo, Leliba Zack oder Simplee Baby Click.it (Bild).

Rückentrageweisen
Das Rückentragen hat viele Vorteile: Wir bekommen freie Sicht auf das, was vor uns liegt, gleichzeitig werden wir aufgerichtet. Unser Baby ist trotzdem nah und kann am Alltag teilnehmen. Es ist aber auch nachvollziehbar, dass viele frische Eltern ihr Baby erst kuschelig vor dem Bauch tragen wollen!
Oft wird nach einiger Erfahrung mit dem Tragen zuerst auf die Hüfte und dann auf den Rücken gewechselt. Zum einen kann dort auch ein größeres Kind gut positioniert werden, zum anderen braucht es vorn manchmal Platz für weitere Kinder, die Trost oder Hilfe benötigen. Oder aber es ist allen einfach bequemer.
Nahezu alle Tragehilfen können sowohl vor dem Bauch als auch auf dem Rücken genutzt werden. Wenige Ausnahmen sind beispielsweise Tragehilfen, bei denen auf dem Rückenteil geklettet werden muss. Sofern die Träger gekreuzt (X-Form) oder parallel (H-Form) angelegt werden können, ist für viele Tragende jetzt der parallele Verlauf der Schulterträger angenehmer. Möglich ist aber beides, hier hilft wieder ein Praxisversuch.
Mit dem Tuch bleibt es vielfältig. Auch auf dem Rücken gibt es Bindeweisen, die ein- oder mehrlagig das Kind stützen, mehr oder weniger flächig an unserem Körper verlaufen und mit oder ohne „Bauchgurt“ gebunden werden. Viele „Rückenneulinge“ starten mit dem Einfachen Rucksack und probieren mit einem größeren Kind den Double Hammock aus. Daneben gibt es aber auch den Wickelkreuzrucksack und viele schöne Bindeweisen mit kurzen Tüchern (Shorties).

Rückentragen in der Beratung ⭐
Beratungen zum Rückentragen sind meist aufbauend auf Vorerfahrung mit dem Tragen vor dem Bauch, wobei es durchaus auch „mutige“ Eltern gibt, die frühzeitig auf den Rücken wechseln wollen (Arbeit im Stall, weitere Kinder etc.) Beides hat seinen Reiz. Kleine Babys sind üblicherweise sehr kooperativ, größere Kinder die schon getragen wurden, kennen das Tragen an sich. Wenn es nur ums Finetuning wie gutes Straffen oder bequeme Finishes geht, ist die Beratung meist eine leichte Aufgabe. Anders, wenn die Eltern unsicher sind und die Beraterin dazu!
Wer in der Grundausbildung keine Berührung mit dem Tragen auf dem Rücken gemacht hat, sollte das definitiv in einem Aufbaukurs oder einer Weiterbildung nachholen. Hier geht es darum, auch einen sicheren Weg auf den Rücken und zurück zeigen zu können. Hinzu kommt, dass Rückentragen ein elementarer Bestandteil des Beratungsportfolios sein sollte, denn andernfalls wird vielen Tragepaaren die Chance genommen, überhaupt zu tragen.
Wie beim Tragen auf der Hüfte kann schon während der Erstberatung ein Ausblick gegeben werden, was mit dem favorisierten Material möglich ist. Tücher jeglicher Länge eignen sich für das Rückentragen und die meisten Tragehilfen können ebenfalls auf dem Rücken benutzt werden. Problematisch kann es insbesondere dann werden, wenn Fullbuckle-Träger schon nah am Anschlag sind, da auf dem Rücken tendenziell höher getragen wird. Gleiches gilt, wenn die Fullbuckle-Träger bevorzugt überkreuzt werden und beim Rückentragen parallel genutzt werden sollen. Hier ist ein Hinweis an die Eltern definitiv Teil einer umfassenden Beratung.
Wer regelmäßig zum Tragen auf dem Rücken berät und vielleicht sogar Fotos und Videos dazu zeigt, sollte idealerweise auch eine größere Tragepuppe besitzen. Zum einen übt es sich damit leichter weil die Füßchen gut erreicht werden, zum anderen kann so erheblich besser sicheres Tragen demonstriert werden.
Auf dem Bild unten sind einige meiner Rückentragemomente abgebildet. Vom acht Wochen alten Baby bis zum Vierjährigen reichen diese Aufnahmen, vom Tragen auf dem Rücken weil es vorn körperlich nicht machbar war über gemeinsames Erleben bis zu reinem Transport. Wie immer hat Tragen viele Gesichter!

Kapitel 6: Tragen vom Neugeborenen bis zum Großkind
✫ Tragen von Neugeborenen
✫ Tragehilfen für kleine Babys ⭐
✫ Tragen von größeren Kindern
✫ Besonders große Tragehilfen ⭐
✫ Tragen von mehreren Kindern
✫ Zwillingsberatungen ⭐
✫ Tragen bei besonderen Bedürfnissen
✫ Beraten „out of the box“ ⭐
Kapitel 6: Tragen vom Neugeborenen bis zum Großkind
Tragen von Neugeborenen
Bedürfnisse eines Neugeborenen
Neugeborene brauchen unsere Nähe um sich sicher zu fühlen. Sie brauchen Nahrung, Schlaf, ein sauberes Umfeld und ganz viel Zuwendung! Am einfachsten für uns ist es, wenn wir sie dafür mit Tuch oder Tragehilfe bei uns tragen. So können sie entspannen und uns dennoch mit allen Sinnen im Alltag begleiten. Und wir können feinfühlig und zeitnah auf ihre Bedürfnisse reagieren.
Körperliche Voraussetzungen
Junge Babys halten sich auch in wachem Zustand nicht selbst aufrecht, darum achten wir besonders darauf, dass ihr Rücken gut gestützt wird. Gleichzeitig soll die Trageweise auch eine Anhock-Spreizhaltung ermöglichen. So kann die kindliche Hüfte optimal reifen und der Rücken des Babys bleibt in seiner natürlichen, leicht gerundeten Form.
Elterliche Rahmenbedingungen
„Frische Eltern“ wollen nichts falsch machen. Und sie wollen auch nichts Richtiges verpassen. Ganz ohne Vorerfahrung werden sich also Trageweisen anbieten, die auch mit kleinem Baby gut und sicher handhabbar sind. Oft soll es auch möglichst kuschelig, weich und unaufgeregt sein. Selbst wenn das Baby die Farbe oder das Material gar nicht interessiert: Fühlen wir uns als Eltern wohl mit der Trageweise, kann auch das Baby leichter entspannen.
Die Favoriten
Häufig zeigt die Hebamme während der Betreuung im Wochenbett schon eine erste Bindeweise mit dem elastischen Tuch. Darauf lässt sich in der Trageberatung wunderbar aufbauen und es kann auch die Zeit überbrückt werden, bis das Baby in eine eventuell vorhandene Tragehilfe „hineingewachsen“ ist.
Neben dem elastischen Tuch empfiehlt sich auch das gewebte Tragetuch von Geburt an und hat zusätzlich eine längere Nutzungsdauer. Bei der Wickelkreuztrage wird das Baby in eine schon eng am Körper liegende Querbahn gegeben, was sich von Anfang an sicher anfühlt. Das Känguru wiederum ist ein wenig diffiziler, passt dafür auch den ganz Kleinen, die noch eher „gefaltet“ anmuten. Für diese Kinder ist oft auch der Ringsling hervorragend geeignet.
Bei den Tragehilfen kommen all jene in Frage, die ein kleines Rückenteil haben oder aber sich sinnvoll verkleinern lassen. Ganz allgemein sind Tragehilfen, die mit der Nutzung von Geburt bis zum Ende der Tragezeit beworben werden, meist etwas knifflig in der Handhabung mit Neugeborenen. Falten und Luft sind immer ein Zeichen von fehlender Stützung! Hier sollte dann besser noch einmal optimiert oder eine andere Trageweise gewählt werden.

Tragehilfen für kleine Babys ⭐
Noch immer ist in vielen Köpfen fest verankert, dass Tragehilfen erst ab einem bestimmten „Stichtag“ passend seien. Das ist nicht der Fall. Optimal anpassbar ist sicherlich ein Tragetuch, das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass eine Tragehilfe nicht ausreichend gut ist! Gerade wenn Eltern Probleme beim Tuchbinden haben und sich das auch mit feinfühliger Beratung nicht ändern lässt, sollte es Alternativen geben.
Eine gut auf kleine Babys einzustellende Tragehilfe sollte am Steg und in der Rückenteilhöhe vernünftig dimensioniert sein bei gleichzeitig stabiler Stützung. Mit gekippten Trägern kann zusätzlich der Nackenbereich besser gestützt und die Anhockung verbessert werden (Wrap Cons, manche gepolsterte Halfbuckle). Tiefes Beuteln hingegen ist nicht zielführend, denn „schwingt“ der Po nach hinten aus, geht deutlich Stabilität verloren.
Gut sind also Tragehilfen mit generell kleineren bzw. kürzeren Rückenteilen oder aber Tragehilfen, bei denen das Rückenteil stabil verkürzt werden kann (z.B. durch Darüberschlagen des Bauchgurts). Letzteres geht prima bei Tragehilfen mit Bindebauchgurten wie der Girasol MySol oder dem Schmusewolke MeiTai, aber auch bei einem Halfbuckle wie der Stokke Limas Babytrage, bei der wiederum Rückenteil und Träger „auf links“ genutzt werden können.
Bauchgurte sind ja sowieso mein Steckenpferd. Abgebildet ist eine Folie aus meinem Vortrag „Der Bauchgurt“. Hier ist letztere Tragehilfe auf drei verschiedene Arten angelegt. Ganz links apron, also besonders platzsparend am eigenen Körper, mittig in der Variante bei der das Rückenteil um eine Bauchgurthöhe verkürzt wird und rechts klassisch mit voll ausgefahrenem Rückenteil.

Tragehilfen, die grundsätzlich gut für sehr kleine Babys geschnitten sind, haben meist eine eher kurze Einsatzdauer. Sie können aber perfekt die Zeit überbrücken, bis das Kind in vorhandenes Material reingewachsen ist. Gleichzeitig fällt es Eltern damit leichter, ihr Kind vernünftig zu positionieren, ohne dass viele Tuning-Handgriffe nötig sind.
Zu den „kleinen Tragehilfen“ gehören beispielsweise der Madame Jordan Mini Mei Tai, die MamaMotion MaMo mit Frühchen- bzw. kleinem Beutel, der Hoppediz Primeo (Bild unten), der Neko Tiny oder auch die Ergobaby Embrace.

Tragen von größeren Kindern
Bedürfnisse von größeren Kindern
Nach der Neugeborenenzeit sind unsere Babys nicht automatisch „groß“, auch wenn sie in Windeseile von einer Kleidergröße zur nächsten wechseln. Zunächst einmal erwacht ihr Interesse an der Umwelt, noch vom sicheren Hafen der Eltern oder anderer lieber Menschen aus. Und dann wollen sie plötzlich doch alles auf eigene Faust erkunden und kehren nur zum Kuscheln oder Schlafen auf unseren Arm zurück. Es ist also ein Wechselspiel zwischen vertrauter Sicherheit und dem Wunsch, die Welt kennenzulernen.
Körperliche Voraussetzungen
Ein Baby, das schon selbständig sitzen kann oder krabbelt, hat einen ganz anderen Muskeltonus als ein Neugeborenes. Viele Kinder brauchen schon recht früh Armfreiheit in der Trageweise und wollen sich nicht mehr komplett einhüllen lassen. Wichtig ist, dass wir auch diese Kinder, wenn sie eingeschlafen sind, gut stützen können! (Klein-)Kinder werden meist weniger lang am Stück getragen und können deutlich kommunizieren, wenn es ihnen unbequem wird.
Elterliche Rahmenbedingungen
Auch für uns Eltern ist es ein Wechselspiel. Es macht den Alltag leichter, wenn sich unsere Kinder selbst fortbewegen, auf der anderen Seite können wir ihnen durch das Tragen dann Sicherheit und Ruhe bieten, wenn sie es brauchen. Und manchmal wollen wir auch einfach von A nach B kommen ohne viele Umwege!
Ein älteres Baby oder Kleinkind ist meist auf unserem Rücken besser aufgehoben. So haben wir eine freie Sicht nach vorn und unser Körper kommt mit dem zusätzlichen Gewicht leichter zurecht. Aber ob wir unser Kind auf dem Rücken tragen wollen oder es doch lieber vorn behalten, ist unsere Entscheidung!
Die Favoriten
Wenn die Kinder mobiler werden, sind schnelle Trageweisen (Rauf! Runter! Rauf! Runter!) bevorzugt, zudem wird das Rückentragen relevanter.
Mehrlagige Bindeweisen nehmen das Gewicht des Kindes besser auf und sind oft als Varianten schon bekannter Bindeweisen möglich, zum Beispiel bei der aufgefächerten Wickelkreuztrage. Zweilagige Kreuztragen können vorgebunden werden und bieten so eine schnelle Lösung für das Tragen vor dem Bauch. Aber auch auf der Hüfte finden sich viele schöne Tuchbindeweisen und erlauben dem Kind einen größeren Ausblick: Hüftsitz, Hüftschlinge und Hüftkänguru sind nur drei der vielfältigen Möglichkeiten. Und auch mit dem Ringsling hat man eine kompakte seitliche Trageweise für ein größeres Kind.
Mit dem Tuch auf dem Rücken nutzen viele statt des Einfachen Rucksacks nun den Double Hammock, bei dem das Kind von zwei Lagen gehalten wird und man selbst ein gut stützendes Brustband als Gegenpol am Oberkörper hat. Beim Wickelkreuzrucksack wird das Kind ein- oder mehrlagig gehalten und sitzt etwas tiefer. Und auch mit einem Shorty können tolle Bindeweisen gebunden werden, beim Pirate Carry / RRR (Reinforced Rear Ruck) reicht sogar ein sehr kurzes Tuch für zwei Lagen. Wenn du allerdings ein Finish binden möchtest, solltest du immer etwas mehr Länge einplanen.

Besonders große Tragehilfen ⭐
Tragehilfen für „Preschooler“ oder große Kleinkinder gibt es mittlerweile direkt von der Stange. Das macht den Erwerb kostengünstiger als Einzelanfertigungen und erspart auch Wartezeit. Nicht immer ist es nötig, ein „Preschooler“ im Namen zu haben. Es gibt durchaus auch groß ausfallende Onesize-Tragehilfen, Tragehilfen in großer „Toddler“-Größe sowie Tragehilfen mit anderen Größenangaben.
Größere Kinder sind meist auch schwerer, es geht also darum, das Gewicht gut am eigenen Körper zu verteilen und gleichzeitig ausreichend Stützung für das Kind zu bieten. Wir benötigen also eine gute Kombination aus Polsterung und/oder flächiger Verteilung sowie größere Rückenteile.
Neben den großen Fullbuckle-Tragehilfen, die ich gleich zeigen werde, gibt es auch Halfbuckle für größere Kinder, beispielsweise den Didymos DidyKlick Toddler (Bild), den Isara Quick Halfbuckle Preschooler sowie den LennyLamb LennyHybrid Preschool.


Zu den großen Fullbuckle-Tragehilfen gehören Buzzidil Versatile Preschooler, DidyFix Toddler, Isara Preschooler, LennyLamb LennyPreschool, Ling Ling d’amour P4 Preschool, Little Frog Preschooler Carrier sowie Tula Preschool.
Wie schon zuvor erwähnt, muss ein großer Tragling auch gut und vollständig am eigenen Körper untergebracht werden, (m)ein Beispiel ist unten abgebildet.

Tragen von mehreren Kindern
Bedürfnisse bei mehreren Kindern
Bei mehreren Kindern geht es meist darum, die unterschiedlichen Bedürfnisse zu priorisieren und ihnen entsprechend gerecht zu werden.
Selbst wenn uns Geschwisterkinder plötzlich so groß vorkommen, waren sie bis zur Geburt des Babys doch auch „die Kleinen“ und sind es immer noch. Gerade jetzt wollen sie nicht in Vergessenheit geraten und suchen vielleicht mehr denn je unsere Nähe. Mehrlinge wiederum brauchen gleichzeitig viel Körperkontakt. Mit einem Tragetuch oder einer Tragehilfe kommt man da definitiv leichter durch den Tag!
Körperliche Voraussetzungen
Kinder unterschiedlichen Alters haben üblicherweise auch nicht den gleichen (körperlichen) Entwicklungsstand. Unsere Ansprüche an sicheres und gesundes Tragen gelten aber nach wie vor, sowohl für wache als auch schlafende Kinder. Mehrlinge können sich meist eine Trageweise „teilen“ und so problemlos abwechselnd getragen werden.
Elterliche Rahmenbedingungen
Mit mehreren Kindern ist häufig die Logistik das größte Problem. Wie lassen sich die unterschiedlichen Rhythmen und Termine auf einen gemeinsamen Nenner bringen? Schließlich wollen wir allen Bedürfnissen gerecht werden. Manchmal heißt das, zumindest kurzzeitig zwei Kinder auf einmal zu tragen – oder auch, neu mit dem Tragen eines Kindes zu beginnen, um die Hände für das andere frei zu haben.
Tandemtragen, also das gleichzeitige Tragen mehrerer Kinder am eigenen Körper, sollte allerdings nicht als „Nonplusultra guter Elternschaft“ angesehen werden. Es ist auf Reisen und unterwegs oft praktisch, stellt auf Dauer aber eine zusätzliche Belastung für unseren Körper dar. Hier sollte man abwägen und gut auf den eigenen Körper hören (und natürlich lieber mit Tragehilfe oder Tuch als ohne tragen).
Die Favoriten
Wenn wir Kinder unterschiedlichen Alters abwechselnd tragen wollen, sind wir mit einem Tragetuch sicherlich am besten bedient. Das Tuch passt sich in dem Moment flexibel an das Kind an, wenn wir es binden. Mit einem kurzen Tuch (Shorty) können wir das größere Kind im Einfachen Rucksack auf dem Rücken tragen oder das kleinere Kind mit einem Hüftsitz vor dem Bauch. Mit einem längeren Tuch lässt sich auf dem Rücken der Double Hammock binden und vor dem Bauch eine Wickelkreuztrage. Bei den Tragehilfen kann es hingegen sein, dass wir mehrere Modelle brauchen, um für alle Kinder eine optimale Passform zu haben. Die „tuchnahen“ Tragehilfen warten da oft mit einer breiteren Nutzungsspanne auf.
Beim Tandemtragen können Tuch mit Tuch, Tuch mit Tragehilfe und auch Tragehilfe mit Tragehilfe kombiniert werden. Für Zwillinge sind zumindest zu Beginn auch Trageweisen möglich, bei denen beide Kinder gleichzeitig vor dem Bauch sind (z.B. mit zwei Ringslings oder in einer Zwillingstragehilfe). Bequemer wird es, wenn wir ein Kind vorn und ein Kind auf dem Rücken haben. Hierbei stellt sich immer die Frage, wer wohl länger am Körper bleibt und deshalb „zuunterst“ eingepackt wird, denn nicht immer sind die gemeinsamen Trageweisen komplett unabhängig voneinander. Mit einem Onbuhimo lassen sich die meisten Trageweisen vor dem Bauch gut ergänzen.
Tragen wir zwei Kinder gleichzeitig, können insbesondere doppelte gepolsterte Schulterträger und doppelte Bauchgurte miteinander ins Gehege kommen. Eine Trageberatung ist hier sicher die beste Möglichkeit, ganz praktisch verschiedene Kombinationen durchzuprobieren!

Zwillingsberatungen ⭐
Für Zwillingsberatungen wie auch Beratungen bei besonderen Bedürfnissen lohnt sich definitiv der Besuch einer Weiterbildung. Die Eltern bringen üblicherweise andere Fragen mit und es kommen zusätzliche Randbedingungen dazu. Und natürlich ist ein eigener Praxistest ein Erlebnis!
Wenn zwei kleinere Babys gleichzeitig vor dem Bauch getragen werden, ist das sichere Handling „um ein Kind herum“ eine Herausforderung, die souverän vorgeführt werden muss. Wenn man diese Trageweisen eher selten zeigt, macht es durchaus Sinn, die Handgriffe vor dem Beratungstermin noch einmal durchzuspielen. Gleiches gilt für Kombinationen von Tragehilfen oder Bindeweisen. Was aus meinem Sortiment passt zusammen und in welcher Reihenfolge kann ich / kann man es gut anlegen.
Auf dem Bild unten ist eine meiner Versuchsreihen zu sehen. Achtung: Nicht jede mögliche Konstellation ist auch zeigenswert bzw. von den Herstellern „abgesegnet“!

Und dann gibt es noch die expliziten Zwillingstragehilfen. Ein Bonus ist, wenn sie auch „getrennt“ als zwei Tragehilfen nutzbar sind. Minimum ist, dass sie auch mit nur einem eingesetzten Kind funktionieren. Was gut von der Hand geht, zeigt der Versuch und die Übung. Gern genutzt werden der Madame Jordan Mr. X als Twin Set für ein Kind vorn / ein Kind auf dem Rücken sowie der Minimonkey Twin Carrier für zwei kleinere Kinder vorn. Neu auf dem Markt ist der LennyLamb LennyTwin, der zwei auch einzeln nutzbare Hüfttragen kombiniert.
Tragen bei besonderen Bedürfnissen
Besondere Bedürfnisse
Manchmal gibt es zusätzliche Randbedingungen für das Tragen, diese können sowohl die Eltern als auch das zu tragende Kind betreffen. Neben Einschränkungen im Bewegungsapparat können das auch Besonderheiten in der Wahrnehmung sein oder eben andere „besondere Bedürfnisse“.
Oft hilft das Tragen selbst, den Alltag der ganzen Familie zu unterstützen. Je nachdem, was die besonderen Bedürfnisse sind, braucht es aber auch eine angepasste Trageweise, die nicht dem Standard-Repertoire entspricht.
Körperliche Voraussetzungen
Die Einschränkungen oder Besonderheiten können sehr vielfältig sein. Sitzt die Mama im Rollstuhl? Ist das Kind schon recht groß, hat aber eine sehr schwache Muskulatur? Oder ist es eher eine temporäre Angelegenheit und das Vorschulkind mit Gipsbein soll am Strand dabei sein können?
Wenn die Eltern in der Bewegung eingeschränkt sind, braucht es eine Trageweise, die alltagstauglich ist und ohne Hilfe verwendet werden kann. Da heißt es unbedingt ausprobieren.
Braucht das Kind besonders viel Körperkontakt und Rückzugsmöglichkeit, kann eine Tragehilfe oder Bindeweise „von der Stange“ völlig ausreichen. Ein eher großes Kind allerdings braucht eventuell eine Sonderanfertigung oder zumindest ein paar Tricks, die man von dir als erfahrener Trageberaterin bekommen kann.
Elterliche Rahmenbedingungen
Tragen erleichtert immer den Alltag! Es bietet den Kindern Nähe und Sicherheit und uns Eltern Mobilität, egal, wie „normal“ oder „besonders“ wir oder unsere Kinder sind. Gerade wenn unsere Kinder selbst weniger mobil sind als andere, kann man die Tragehilfe oder das Tragetuch als treppentaugliches und geländegängiges Transportmittel nutzen.
Die Favoriten
„Die“ Favoriten gibt es bei dieser Vielfalt der Besonderheiten nicht. Statt Favoriten möchte ich sagen: Es gibt (fast) immer eine Lösung, eine individuelle Trageberatung ist sicher der beste Weg.

Beraten „out of the box“ ⭐
Dieses Kapitel hätte einen kompletten Kurs verdient, ich möchte aber Appetit machen auf eigene Ideen!
Oft sind Beratungen zu Recht „straight forward“, es gibt eine konkrete Anfrage die wir bewusst oder zufällig passend bedienen. Manchmal liegt ein Problem ganz woanders und wir können mit unseren Mitteln gar nicht helfen. Und manchmal gibt es schlicht Missverständnisse, die zu einem unbefriedigenden Ergebnis für alle führen.
Beispiel 1: Der Vater möchte mit einem Halfbuckle tragen. Wir legen ihm Halfbuckle-Tragehilfen in passender Größe bereit und er kann sich mit unserer Unterstützung durchtesten. Er findet einen Favoriten und ist zufrieden.
Beispiel 2: Der Vater möchte mit einem Halfbuckle tragen. Wir legen ihm Halfbuckle-Tragehilfen in passender Größe bereit und er kann sich mit unserer Unterstützung durchtesten. Er ist unzufrieden, weil er eigentlich „diese Tragehilfen komplett zum Schnallen“ gemeint hat und nun nichts findet, was ihn anspricht.
Beispiel 3: Der Vater möchte mit einem Halfbuckle tragen. Wir legen ihm Halfbuckle-Tragehilfen in passender Größe bereit und er kann sich mit unserer Unterstützung durchtesten. Er ist mit allem unzufrieden und scheint eigentlich kein Interesse am Tragen zu haben.

Was ist passiert?
Zum einen liegt es an uns, den Auftrag möglichst vollständig abzufragen. Uns gängiges Vokabular ist nicht unbedingt Allgemeinwissen, es kommt zu Missverständnissen.
Zum anderen müssen wir einen Schritt weg von konkreten Vorstellungen der Kunden machen, denn nicht immer führt diese konkrete Vorstellung zur passenden Trageweise für eine gewünschte Situation. Unsere Erfahrung ist Teil der Dienstleistung die wir verkaufen!
Mit wenigen „Warums“ an uns und den Kunden können wir Abstand gewinnen und bessere Empfehlungen aussprechen.
Zurück zu unseren Beispielen. Den mit dem Halfbuckle zufriedenen Papa können wir abhaken. Vielleicht hätte ihm auch etwas anderes gepasst, aber er hat etwas gefunden und wir sind mit dem Ergebnis ebenfalls ausreichend zufrieden (andernfalls hätte die Beratung hoffentlich nicht geendet).
Der Papa mit dem eigentlichen Wunsch nach einem Fullbuckle hätte vorab abgeholt werden können, spätestens während der Beratung. Vielleicht passt am Ende doch ein Halfbuckle am besten, er selbst hätte aber die Chance gehabt, das zu erleben und zu entscheiden.
Der dritte Papa hat tatsächlich keine Lust zu tragen und das Kind fordert es auch nicht ein. Die Beratung kann entsprechend kurz ausfallen, vielleicht sprechen wir über die grundsätzlichen Vorteile des Tragens und bieten an, bei Bedarf einen neuen Termin auszumachen.
Beraten „out of the box“ kann auch heißen, dass man kreativ wird. Gerade bei Einzelfällen mit besonderen Bedürfnissen sind es auch Einzelfälle in der Lösung. Kann man Accessoires verwenden? Kann man in voreingesteckte Träger schlüpfen?
Und manchmal ist es auch gar keine Trageberatung, die benötigt wird. Haben die Eltern viel Gesprächsbedarf, sollten wir unsere Grenzen kennen und gut überlegen, ob wir das abrechnen sollten oder stattdessen gekonnt die Beratung abbrechen.
Kapitel 7: Tragen in der Welt
✫ Tragen in Deutschland
✫ Pfeffer für die Wickelkreuztrage ⭐
✫ Tragen in der Welt
✫ Trage-Werbung weltweit ⭐
✫ Tragen in den Sozialen Medien
✫ Vorbild sein als Trageberater:in ⭐
Kapitel 7: Tragen in der Welt
Tragen in Deutschland
Wenn wir Google anwerfen und nach „Babytragen“ suchen, finden wir vor allem Shopping-Links für Tragehilfen. Mit ein wenig Scrollen erscheinen noch Tests und Vergleiche und irgendwann auch die erste Trageberatung. Es scheint, als sei alles selbsterklärend, und kaum dass man eine beliebige „Babytrage“ in der Hand hat, kann man auch schon lostragen! Perfekt, wenn es so läuft.
Tragen in Deutschland ist nicht neu, schließlich musste man auch vor der Erfindung des Kinderwagens im 19. Jahrhundert voran kommen. Leider ging die Kultur des Tragens zwischenzeitlich verloren und lebt erst jetzt wieder auf, ohne als „alternativ“ zu gelten. Das große Angebot auf dem Tragemarkt hängt ganz sicher auch mit der steigenden Nachfrage zusammen (und dem Ausnutzen grundsätzlicher Kauffreude frischer Familien).
Ich möchte aus dem Nähkästchen plaudern und ein wenig aus meinem Beratungsalltag erzählen: Ich sehe vor allem Eltern mit sehr kleinen Babys, meist in den ersten Wochen. Hier wird im Tuch getragen oder eine Tragehilfe gewählt, die vor allem im ersten Jahr gut passt. Manchmal wird nach einem halben Jahr noch eine zweite Beratung gebucht, wenn es nämlich ab auf den Rücken geht. Und sehr selten kommt es vor, dass nach ein oder zwei Jahren noch eine weitere Tragehilfe von mir getestet wird, weil eben noch kein Ende der Tragezeit in Sicht ist. Getragen wird aber länger als ich es in den Beratungen sehe! Denn meist reichen die gelernten Grundlagen aus, um selbst weiterzuprobieren. Oder es werden eben anderweitig Testpakete geordert.

Getragen wird, weil schon jemand aus der Familie getragen hat, Freunde tragen oder die Hebamme dazu rät. Getragen wird mit den Dingen, die aus dem Bekanntenkreis verliehen werden oder die im Geburtsvorbereitungskurs empfohlen wurden. Oder aber, was günstig online zu bekommen ist, viele Siegel trägt oder in den sozialen Medien gehypt wird. Eine echte Tradition, weitergegeben von Generation zu Generation, gibt es noch nicht wieder.
Tragen in Deutschland ist nicht „die eine Blase“. Nicht jede Familie macht sich Gedanken über Bedürfnisorientierung und nicht jede Familie wohnt in unwegsamen Gelände. Manche:r sieht eine Sammlung von Tragetüchern wie andere eine Sammlung von Schuhen und liebt die Designs, manche:r wiederum findet kein anderes Mittel, das Kind zum Schlafen zu bringen.
Pfeffer für die Wickelkreuztrage ⭐
Immerhin dabei sind sich die Trageschulen einig: Die Wickelkreuztrage kann man schon zeigen! Und eigentlich ist sie auch gar nicht so fade. In diesem Kapitel zeige ich dir zum einen verschiedene Möglichkeiten für den Start der Wickelkreuztrage, zum anderen ein paar Finishes, die man zur Problemlösung oder als Schmankerl auspacken kann.
Alternative Starts
Jede Beraterin hat eine voll automatisierte Lieblingsversion die Wickelkreuztrage zu zeigen. Wenn nun aber die Eltern an einer Stelle Probleme haben, sollte man flexibel sein und auf einen anderen Weg ausweichen können. Insbesondere der Beginn der Wickelkreuztrage geht nicht jedem gleich gut von der Hand. Auf den Bilderserien unten zeige ich darum drei Varianten, mit denen man die Bahnen unverdreht auf die Schultern bekommt. Die KI hat ein wenig aufgehübscht (Input: „freundliches Gesicht“), viel Spaß dabei!
Variante 1: Wir starten zentriert vor dem Bauch und jeweils eine Hand schwingt die Bahn von hinten auf die Schulter. Es muss also nicht blind hinter dem Rücken gearbeitet werden.

Variante 2: Wir starten mit einer Tuchbahn auf der Schulter und legen uns dann den Querpass vor den Bauch, bevor wir uns von hinten die zweite Bahn auf die Schulter legen. Zuletzt zentrieren wir das Tuch auf der Brust. Sehr straight forward!


Alternative Finishes
Was, wenn das Tuch zu lang oder zu kurz für eine klassische Wickelkreuztrage ist, der Knoten am Rücken stört oder eine Schulter unbelastet bleiben soll? Auch dann können wir mit der Wickelkreuztrage starten und diese angepasst fortsetzen. Es bleibt der wunderbar stützende Torsopass hinter dem Rücken des Kindes und mehr oder weniger vom Kreuz auf dem eigenen Rücken.
Variante 1: Gegen den Knoten am Rücken hilft ein knotenloses Finish mit Abschluss vorn, zum Beispiel „Anne’s FWCC“. Zugleich hat man eine zusätzliche Nackenstütze für das Baby. Dafür machen wir seitlich einen halben Knoten und schließen den kürzeren Strang vorn ab, der längere Strang (grünes Rechteck) geht flächig an unserem Rücken entlang und schließt auf der gleichen Seite ab.

Variante 2: Dieses Finish funktioniert auch ohne die letzte Runde hinter dem Körper und somit mit einem etwas kürzeren Tuch. Grün eingekringelt ist der Pass am Rücken, der im Vergleich zu vorher entfällt. Nach dem halben Knoten wird nur noch die längere Tuchbahn am Nacken entlang auf die andere Seite geführt und abgeschlossen.

Variante 3: Die obere Tuchbahn kann auch von der Schulter genommen, unter dem Arm nach vorn und dann ganz normal zum Knoten geführt werden. Prima, wenn man einseitig Probleme hat (es sollte natürlich nicht umgekehrt zu einseitigen Problemen führen).


Tragen in der Welt
Getragen wurde schon immer und überall, denn unsere Menschenkinder sind Traglinge. Ich möchte gar nicht zu tief eintauchen, denn es gibt ganz wunderbare Frauen, die dazu viel besser und mit vielen eindrucksvollen Bildern erzählen können. Ich möchte euch an dieser Stelle das Webinar „Tragen in aller Welt“ von Sabina Zahn empfehlen!
Wenn wir von den uns geläufigen Bindeweisen und bestimmten Marken sprechen, dann ist uns meist nicht bewusst, wie kurzsichtig wir damit sind. Es ist eine sehr westliche und moderne Vorstellung, die unser Bild vom „richtigen Tragen“ prägt.
Wir müssen gar nicht so weit blicken, in unseren Nachbarländern sind die Vorlieben und Gewohnheiten schon anders. Da werden die Füßchen der kleinen Babys mit eingebunden, Tragehilfen werden erst für „Lauflinge“ empfohlen oder die Wickelkreuztrage gehört unbedingt aufgefächert.
Gehen wir etwas weiter, gibt es schon keine „Trageberatung“ mehr, denn Tragen ist Bestandteil der Kultur und wird innerhalb der Familien weitergegeben.
Und wie „bei uns“ geht es überall darum, den Kindern Nähe zu bieten, sie zu schützen und sie dabei von einem Ort zum anderen zu bewegen. Mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen und die dort als Standard angesehen werden.

Trage-Werbung weltweit ⭐
Dieses Kapitel war ursprünglich angedacht als illustre Sammlung von Bildern mit eher suboptimaler Bewerbung von Tragetüchern und Tragehilfen durch die Hersteller. Unter „suboptimal“ verstehe ich Fotos, bei denen die Trageweise unsicher für den Tragling ist oder auch deutlich unbequem für die tragende Person präsentiert wird.
Weil ich aber auf keinen Fall Marken-Bashing betreiben möchte, verwende ich KI-generierte Bilder. Zum einen finden sich weniger gelungene Fotos bei einer wirklich großen Anzahl von Herstellern, zum anderen gibt es meist keinen Zusammenhang zur Qualität des beworbenen Produktes.
Warum ist das ein Thema? Für unerfahrene Nutzer ist die Präsentation der Trageweise auf der Website oder in der Werbung des Herstellers zunächst einmal der Standard, also wie das Produkt richtig verwendet wird und in welcher Situation.
Gehen wir davon aus, dass eine Qualitätsprüfung der Bilder und Videos stattgefunden hat, dann sind diese auch für uns Beraterinnen aufschlussreich, weil sich gut erkennen lässt, wie die Trageweise zu Model und Baby/Puppe passt. Im Folgenden schauen wir uns einige Aspekte an.
Die Situation
Mit dem Neugeborenen in zartem Schuhwerk über den Berg zu schlendern ist unrealistisch, sieht aber besser aus als übermüdet im Chaos der eigenen vier Wände zu stehen. Was wir uns bezüglich der Situation fragen können: Welches Bild wird über Elternschaft vermittelt? Ist die Umgebung sicher für ein Baby im Tuch oder in der Tragehilfe? Ist die vom Hersteller genutzte Ironie klar als solche erkennbar? Vom „Ambiente“ der Aufnahmen lässt sich gut die Zielgruppe der Produkte ablesen. Dennoch sollte man damit rechnen, dass sie eine breitere Masse als Referenz nimmt.

Der Tragling
Gesundheit und Sicherheit beim Tragen stehen für den Tragling im Vordergrund. Momentaufnahmen mit einem nicht optimal eingestellten Steg sind verzeihlich, gerade wenn mit echten Kindern gearbeitet wird. Ein weit größeres Problem sind zu kleine Babys oder Puppen in zu großen Rückenteilen. Für die Eltern entsteht der Eindruck, dass die Nase nicht an die Luft muss. Für uns Beraterinnen zeigen faltige Rückenteile oder sehr tiefe Beutel, dass sich die Tragehilfe eher nicht so leicht an kleine Babys anpassen lässt. Wir sollten uns also fragen: Ist die Tragehilfe geeignet für die vom Hersteller empfohlene Mindestgröße des Kindes? Lässt sich die Tragehilfe mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln optimieren?

Komfort für die tragende Person
Über Zugrichtungen von Gurtbändern lässt sich ausschweifend diskutieren. Üblicherweise sind „falsche“ Zugrichtungen optimal, wenn man die Tragehilfe auf dem Rücken nutzt. Wir haben also auf der einen Seite das Handling, auf der anderen Seite kommt die Passform ins Spiel. Viele Hersteller zeigen sehr schlanke Frauen auf den Produktfotos. Hier ist oft der Blick auf die Schnallen spannend: Sind die Gurtbänder an den Trägern und dem Bauchgurt am Anschlag und ist es ausreichend fest? Und wo liegt Material wie am Körper an, kneift ein Tuchstrang, verläuft Gurtband über die Brust, sitzt die Querschnalle im Nackenbereich? Wenn das wiederholt auf den Bildern oder in den Videos der Fall ist, hat die Trageweise sehr wahrscheinlich objektiv eine „Problemzone“ unabhängig von den individuellen Vorlieben der Nutzer:innen.

Kultureller Rahmen
Nicht zuletzt gibt es Bilder, die unseren Atem stocken lassen, weil sie absolut ungewohnt sind. Für manche Betrachter reicht schon ein Face-Forward getragenes Kind aus, ungeachtet jeglicher Zusatzinformation wie Tragedauer oder Alter des Kindes. Trageweisen wie Kanga, bei denen sehr junge Babys tief auf dem Rücken getragen werden, oft auch mit Füßchen im Tuch, sind ebenso eher nicht Teil unseres „Straßenbildes“, werden aber durch die Sozialen Medien zunehmend bekannter. Ein kurzer Blick in die Nachbarländer (oder auf die Seiten von Herstellern von dort) reicht aber schon aus um überrascht zu werden: Da gibt es gezwirbelte Tuchstränge oder Träger auf dem Rücken des Babys (Rapunzel-Finish), die Füßchen sind mit eingebunden oder es wird sehr tief auf dem Rücken getragen. Wir sollten uns immer bewusst machen, dass unsere Standards sehr lokal sind!

Tragen in den Sozialen Medien
Wenn dich Facebook, Instagram und Co. hierher gebracht haben, dann ist das ganz fantastisch. Die Sozialen Medien zeigen und verlinken Wissen schneller als es je zuvor möglich war. Nur ist „Wissen“ nicht immer auch wissenschaftlich, richtig oder wenigstens nützlich, insbesondere dann nicht, wenn es eher „Meinung“ ist. Leider ist es oft schwierig, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Frage fünf Personen, was die beste Tragehilfe ist, und du wirst fünf verschiedene Modelle genannt bekommen! (Vielleicht auch sechs.)
Mein Tipp: Kopf an! Um dir ein paar Nerven zu sparen, nenne ich dir im folgenden Abschnitt die beliebtesten Fallstricke.

„Du musst mehr Beuteln.“ oder: „Du musst weniger Beuteln.“
Beuteln meint meist, den Po des Kindes tiefer ins Tuch oder das Rückenteil zu setzen, oft mit der Absicht, die Anhock-Spreizhaltung zu verbessern oder das Rückenteil einer Tragehilfe zu verkürzen. Das kann natürlich auch von Nachteil sein, wenn das Rückenteil dann zu kurz wird oder aber die Beine des Kindes eben nicht mehr gut gestützt werden. Und umgekehrt ist es manchmal schwierig, ein waches, neugieriges Kind „rund“ in die Trageweise zu bekommen. Bei beidem hilft ein wenig Geduld, ein Spiegel und natürlich die Übung.
„Keine Strumpfhosen oder Strampler!“
Der Stoff von jeglichen Hosen bleibt immer ein wenig unter dem Po stecken. Damit nichts an der Kniekehle knüllt und die Zehen nicht gestaucht werden, lohnt es sich immer, da ein wenig Stoff heraus zu zuppeln. Dann passt das auch mit der Strumpfhose.
„Erst ab Kopfkontrolle / Sitzalter / Laufalter.“
Empfehlungen für bestimmte Trageweisen haben ihren Ursprung meist im Zusammenhang mit der Wirbelsäulenentwicklung des Kindes. Dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle: Kann ich mein Kind sicher in die Trageweise und auch wieder heraus bringen und wieviel Druck bringe ich auf seine Wirbelsäule. Frage im Zweifel eine Trageberaterin deines Vertrauens!
„Überhaupt nie!“
Überhaupt nie soll man „diese eine“ Trageweise verwenden! Manchmal wusste man es aber nicht besser oder es hat einem eben getaugt. Abhaken.
„Immer.“
Nur angebracht bei: Immer sollte eure Trageweise sicher sein.
„Kopfkusshöhe / Kopfnusshöhe.“
Die Kopfkusshöhe ist meist passend, aber da ein Kind aus mehr als dem Kopf besteht, muss auch der Rest bequem an deinem Körper untergebracht sein. Ein größeres Kind auf Kopfnusshöhe ist auf dem Rücken sicher besser aufgehoben, braucht aber manchmal auch Kuscheleinheiten vorn. Deine Entscheidung!
„Dein Kind wird nie xxx lernen.“
Tragen ist, anders als Rumliegen, wie ein Mini-Pilates für das Kind. Es gleicht Bewegungen mit aus und alle Sinne werden angesprochen. Getragene Kinder lernen Robben, Krabbeln, Sitzen und Laufen ganz wunderbar!
„Das arme Kind!“
Das „arme“ Kind ist so nah an uns, dass wir feinfühlig und zeitnah auf seine Bedürfnisse eingehen können. Wie wunderbar und praktisch!
„Die arme Mama, der arme Papa!“
Total anekdotisch: Ich habe mein „viel zu großes“ Kind auf dem Rücken getragen und wir haben uns Kopf an Kopf über die Kunstausstellung in einer Kirche unterhalten. Anschließend sind wir gemeinsam am Strand entlang spaziert. Arm habe ich mich nicht gefühlt.
Sonstige Verwünschungen.
Oftmals ist schneller getippt als gedacht und wenn am anderen Ende ein anderes Elternteil sitzt, hat es vielleicht ebenfalls eine schlechte Nacht hinter sich oder bräuchte mal eine Pause oder ein wenig Zuspruch. Wir wissen es einfach nicht! Gehen wir also vom Besten aus, vor allem auch von unserem Besten, und hören auf unser eigenes Bauchgefühl. Wir sind immer die Fachpersonen für unsere Kinder!
Vorbild sein als Trageberaterin ⭐
Ich werde nicht müde, über dieses Thema zu schreiben. Wie wir uns in Persona unseren Kund:innen präsentieren, wie wir uns auf unserer Website und in den Sozialen Medien oder auch in Newslettern ausdrücken und ganz besonders, welche Bilder wir dazu zeigen, hat maßgeblich einen Einfluss darauf, wie Trageneulinge an das Thema herangeführt werden.
Was ist sicheres Tragen? Was ist bequemes Tragen? Was ist für Anfänger machbar und wo wird es kreativ?
Wenn wir kein Tuch in unser Beratungsköfferchen packen, wird es immer die Tragehilfe werden.
Wenn wir auf unseren Bildern ausschließlich Neugeborene vor dem Bauch zeigen, wird das Kleinkind ganz sicher nicht auf dem Rücken getragen werden.
Wie sprechen wir? Reden wir über sicheres Tragen oder darüber, was alles gefährlich ist? Zeigen wir unterschiedliche Vorteile der Trageweisen auf oder die jeweiligen Vor- und Nachteile verschiedener Trageweisen?
Kritisch wird es meiner Meinung nach dann, wenn Dinge „immer“ oder „nie“ gehen, ohne auf die Gründe einzugehen. Das führt zu Verunsicherung. Was machen verunsicherte Menschen? Sie tragen besser nicht, bevor sie etwas „falsch“ machen. Das darf nicht das Ziel einer professionellen Trageberatung sein.
Wenn wir also Empfehlungen aussprechen oder aber von etwas abraten, dann sollten wir zuallererst uns selbst fragen: Warum? Ist es Gewohnheit, habe ich das unreflektiert übernommen, oder aber habe ich für mich gute Gründe, so zu entscheiden.
Im Sinne der Lobby-Arbeit: Achte darauf, wie du das Tragen präsentierst.
Kapitel 8: Zusammenfassung
Hier sage ich auf Wiedersehen und freue mich über dein Feedback!
Kapitel 8
Schon vorbei?
Ich hoffe, du konntest etwas für dich und deine Beratungstätigkeit mitnehmen. Und ich wünsche mir, dass du sogar Spaß dabei hattest! Wenn dem so ist, dann komm’ gerne wieder.
Ich werde die Plattform nach und nach mit weiteren Online-Kursen füllen. So lange es Neuheiten auf dem Tragemarkt gibt, gehen mir die Themen jedenfalls nicht aus.
Dir gefällt meine Arbeit und du willst mir gerne eine virtuelle Tasse Tee ausgeben? Dann spende doch! Das geht über Paypal ganz einfach (Link öffnet in neuem Tab). Ich sage DANKE!
Ich freue mich auch sehr über Beratungsanfragen und Weiterempfehlungen. Tragen ist nicht nur entlastend und bereichernd in der Babyzeit, auch größere Kinder (und ihre Eltern) können davon profitieren. Also einfach weitersagen…